Wandern in der Nordostschweiz
Aussicht auf das Hegauer Kegelspiel
Durchs untere Tösstal
Kollbrunn liegt im Hinterland von Winterthur. Es lohnt sich, den Ort nicht sofort Richtung Bäntal zu verlassen, sondern erst einen Abstecher zur Töss zu machen. Flussaufwärts findet man einen alten Schwemmsteg, der so heisst, weil er sich bei Hochwasser öffnet und deshalb nicht weggeschwemmt wird. Die kurze Wanderung von Kollbrunn nach Zell ist dem Schaffen von Paul Burkhard gewidmet ist, dem Komponisten von so bekannten Werken wie der «Kleinen Niederdorfoper» oder dem «Schwarzen Hecht». Vom Schwemmsteg aus folgt man der Töss weiter flussaufwärts, überquert die Hauptstrasse und die Eisenbahnlinie und stösst in Richtung Friedhof auf den Wanderweg ins Bäntal. Erst führt er über einen von Wiesen gesäumten Feldweg. Dann verschwindet er im hellgrünen Frühlingswald. Entlang des Bäntalbachs - bei trockenem Wetter ist er ein Bächlein - steigt der Weg die Schlucht bis zur Abzweigung Richtung Tüfelschilen hoch. Hinter dem Namen verbirgt sich ein ehemaliger Tuffsteinbruch. Wasser tröpfelt über den mit Moos bewachsenen Tuffstein, was die gelbliche Farbe des Steins und das Grün der Moose zum Glitzern bringt. Ausgangs der Schlucht liegt eine Ebene mit den beiden Weilern Ober- und Unterlangenhard. Man folgt links dem Waldrand bis zu einer T-Kreuzung, wo der Weg rechts nach Oberlangenhard abzweigt. Hier lebte Burkhard von 1959 bis zu seinem Tod im Jahr 1977. Ab hier führt der Paul-Burkhard-Themenweg nach Zell hinunter. Durchs schmucke Dörfchen Zell und vorbei an der Dorfkirche, in der die «Zäller Wienacht» uraufgeführt wurde, gelangt man zur Bahnstation Rämismühle-Zell.
Von Gais nach Stoss und zurück
Auf der winterlichen Rundwanderung zwischen Gais und Stoss erlebt man eindrückliche landschaftliche Kontraste. Die erste Hälfte der Tour führt durch eine märchenhaft verschneite Winterlandschaft, in der mächtige Tannen kräftige Akzente setzen. Ganz anders ist der zweite Teil: Er verläuft an sonniger Lage und bietet eine traumhafte Aussicht über die Hochebene und zum Alpstein. Es empfiehlt sich, die Rundwanderung wie hier beschrieben im Gegenuhrzeigersinn zu unternehmen. Vom Bahnhof Gais geht es zunächst in südöstlicher Richtung zur aussichtsreichen Hohegg. Über Oberzwislen gelangt man danach in die Nähe des Langlaufgebiets. Den Loipenraum betritt man jedoch nicht: Der gepfadete Winterwanderweg ist ausserhalb davon angelegt. Auf verschneiten Strässchen und Wegen ohne grosse Höhendifferenzen wird die Hochebene überquert. Besonders reizvoll ist es, wenn frischer Schnee auf den locker gruppierten Bäumen liegt. Die Gegend erinnert dann in ihrer stillen Weite eher an die kanadische Taiga als an den Schweizer Voralpenraum. Im Gebiet Rietli wechselt die Landschaft ihr Gesicht grundlegend. Nachdem man den Wald hinter sich gelassen hat, weitet sich im Osten die Sicht auf die Gipfel Vorarlbergs. Am Langlaufzentrum vorüber gelangt man zur Bahnlinie und erreicht nach dem Überqueren der Gleise in wenigen Minuten die Schlachtkapelle und das Denkmal am Stoss. Vorerst auf gleichem Weg geht es zurück nach Rietli, von dort an leicht erhöhter Lage weiter Richtung Gais. Den höchsten Punkt der Wanderung erreicht man nahe der Wegkreuzung Unter der Egg. Von da an geht es stets leicht abwärts. Der letzte Abschnitt der Route führt quer durch das Dorf Gais. Das Ortsbild ist von zahlreichen traditionellen Holzhäusern mit geschweiften Giebeln geprägt.
Über den Imebärg zum Stäälibuck
Diese aussichtsreiche, zum Teil auf Hartbelag verlaufende Wanderung führt an geschichtsträchtigen Orten mit Höhen- und Altersrekorden vorbei. In Lustdorf folgt man dem Wanderweg-Wegweiser in Richtung „Wetzikon - Affeltrangen". Nach dem Getschhuuserweier führt die Route in einem sanften Anstieg auf den Imebärg. Bei einer grossen Sitzbank kann man durch eine grosse Lücke im Wald zum Picknicken den eindrücklichen Alpenkranz bewundern. Über die Ländereien des Schlosses Sonnenberg wandert man auf den Gutshof und auf das weithin sichtbar thronende Schloss zu. Seit dem 13. Jahrhundert wurde es immer wieder angegriffen, zerstört, verbrannt und wieder aufgebaut. Heute ist das stattliche Gebäude in Privatbesitz und kann nicht besucht werden. Bei Renovationsarbeiten wurden Knochen und Werkzeuge aus der Stein- und Bronzezeit gefunden. Diese Funde bezeugen, dass sich hier die älteste, bisher bekannte Siedlung im Kanton Thurgau befindet. Der Hofladen des Schlossguts bietet kleine Zwischenverpflegungen an, die man unter mächtigen Bäumen auf einer schönen Aussichtsterrasse geniessen kann. Dank der sonnenexponierten Lage herrscht hier ein besonders günstiges Klima für wärmeliebende Pflanzen- und Insektenarten. Bei Dingehart steht man nach einem kurzen Aufstieg auf dem Stäälibuck-Aussichtsturm. Er gilt als einer der ältesten Stahlfachwerktürme der Schweiz. Bei guter Fernsicht sieht man von den Vogesen über den Schwarzwald bis zu den Berner Alpen. Wegen dieser ausgezeichneten Weitsicht wurde er im Zweiten Weltkrieg als Fliegerbeobachtungsposten genutzt. Mehrere Grillplätze laden zum Bräteln ein, bevor man dem Wanderweg durch das lauschige Mülitöbeli hinunter nach Frauenfeld folgt.
Nachmittagswanderung nahe St. Gallen
Rund um den Mattstogg
Auf der Nordseite des Walensees steigt die Felswand unerbittlich und meist kahl zu den Churfirsten auf. An seinem westlichen Ende aber, da hat die Natur eine weite Terrasse geschaffen: 500 Meter über dem See liegt Amden, und darüber thront ein trutziger Kalkberg: der Mattstogg, den man auf dieser Wanderung umrundet. Der Ausgangspunkt ist Niederschlag, das man ab Amden bequem mit der Sesselbahn erreicht. Von der Bergstation geht es zuerst zur Alp Walau. Hier zweigt man nach links, nach Westen, ab. Durch eine kurze felsige Runse erreicht man das schmale grüne Band Obloch. Leicht absteigend ist bald die Alp Oberfurggle erreicht; von dieser geht es knapp 300 Meter zum Hasebode hinunter. Es folgt ein anderthalbstündiger Aufstieg zur Nordseite des Mattstoggs, zuerst auf einer gemächlich ansteigenden Forststrasse, dann auf einer sich schlangenlinienförmig durch Wälder und Weiden hochwindenden Naturstrasse bis zur Alp Hintermatt. Von hier führt der Weg durch eine ruppige Karstlandschaft zur Berghütte und Alpwirtschaft auf der Alp Oberchäsere, wo man auf der Terrasse in den Schatten sitzen und etwas Kühles geniessen kann. Und wer Pius Jöhl fragt, darf nach einer Nacht auf der Alp am Morgen sicher zuschauen, wie sie den Rahm vom Vorabend aus einem Naturkühlschrank aus Schnee holen und nach alter Väter Sitte Anke herstellen. Der letzte Abschnitt der Mattstogg-Umrundung, von der Alp Oberchäsere zurück zur Bergstation der Sesselbahn, gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil führt östlich über die Alp Vordermatt, mit schönem Ausblick hinüber zum Alpsteinmassiv. Auf dem zweiten Teil, der bei Hinter Höhi beginnt, kehrt man südwestlich wieder zum Ausgangspunkt Niederschlag zurück.
Schöne Aussichten auf dem Eggen Höhenweg
Auf dem Zürichsee-Rundweg
Bahnwanderung im Appenzell
Hoch über dem Seealpsee auf den Säntis
Er ist quasi ein Pflichtgipfel: der Säntis gehört immer dazu, wenn man von Wanderungen spricht, die man in der Schweiz einmal gemacht haben will. Der mit 2501 Metern über Meer höchste Gipfel im Alpsteingebiet ist mit seinem markanten Wetterturm weitherum sichtbar. Zudem ist eine Gipfelwanderung zwar anstrengend, aber technisch relativ einfach. Keine Überraschung also, dass an diesem herbstigen Morgen im Zug in Richtung Wasserauen gut fünfzig Wanderer aller Altersgruppen sich einfinden. Das Seealp-Tal liegt noch im Schatten und das ist gut so, beginnt die Wanderung doch gleich mit einem steilen Anstieg in Richtung Klein-Hütten. Es geht auf schmalem Pfad durch einen bunten Herbstwald, die Blätter rascheln rot-braun unter den Wanderschuhen. Plötzlich öffnet sich die Sicht hinter einem und man sieht weit ins Appenzellerland. Weiter geht es auf einem schönen, bequemen Höhenweg in Richtung Meglisalp. Ein wunderbarer Ausblick auf die von der Morgensonne erleuchteten Schäfler und Ebenalp auf der gegenüberliegenden Talseite begleiten einen bis der Weg im Talende bei der Meglisalp mündet. Der Talboden mit seinen grasüberwachsenen Hügeln oder dem Restaurant bietet sich für eine Pause an. Denn nachher fordert einem die zweite Etappe der Wanderung einiges ab. Steil geht es jetzt im Zickzack hinauf, zuerst durch eine zerklüftete Karstlandschaft, dann durch ein Geröllfeld in das mit Steinplatten eine schmale, gewundene Treppe gelegt wurde. Das Ziel, das alte Gasthaus, scheint direkt über einem zum Greifen nah, doch die letzten Höhenmeter sind hart erkämpft. Schlussendlich ist es aber doch ganz plötzlich geschafft, das Gasthaus und nochmals etwas höher die Aussichtsplattform sind erreicht. Die Aussicht in die Alpen, allen voran die Churfirsten, sind die wohltuende Belohnung für die müden Beine. Abwärts geht es dann ganz bequem: Die Säntis-Bahn bringt einen in zehn Minuten zur Schwägalp runter.
Auf der Gössigenhöchi im Toggenburg
Diese Schneeschuhwanderung ist eine geschichtliche Wanderung durch ein Gebiet, das im 19. Jahrhundert stark von der Stickerei abhängig war. Gestartet wird in Hemberg, einem früheren Stickereidorf. Das Ziel ist Ennetbühl, ein kleines Dorf mit einer ehemaligen Stickereimanufaktur. Von der Bushaltestelle geht es auf der Strasse südwärts nach Gäwis, wo die Schneeschuhe angeschnallt werden. Es folgt ein kleiner Aufstieg, bevor man die gesamte Strecke übersehen kann. Auch der Säntis, der höchste Berg im Alpstein, ist fortan immer zu sehen. Der Weg führt nun hinunter in ein Tobel, vorbei an typischen Toggenburger Bauernhäusern. Anschliessend geht es hoch bis zum Wegweiser in der Mistelegg. Hier hat man die einzige Möglichkeit zur Einkehr, das Alpstöbli ist in Sichtweite. Ab der Mistelegg geht es nur noch bergauf, aber es ist weder steil, noch gibt es technische Schwierigkeiten. Man stapft mit den Schneeschuhen über sanftes, schneebedecktes, weites Hügelgelände - Schneeschuhwandern pur. Immer wieder kommt man an einzelnen Höfen vorbei - es sind die für das Toggenburg typischen Streusiedlungen. Einige davon sind unbewohnt. Kurz vor der Gössigenhöchi durchquert man ein kurzes Waldstück, dann wird man mit einer wunderbaren Aussicht ins Thurtal und auf eine eindrückliche Bergwelt belohnt. Schaut man zurück, sieht man bei guter Weitsicht bis zum Bodensee. Anschliessend geht es hinunter, über schneebedeckte Alpweiden, vorbei an Alpställen. Ennetbühl, dem Ziel der Schneeschuhwanderung, ist man jetzt schon sehr nahe. Auch hier gab es früher viele «Stickereiheimetli» und bis in die 2000er-Jahre eine Stickereimanufaktur.
Rundweg von Brülisau zum Plattenbödeli
Auf einen der sieben Churfirsten
Hoch über dem Walensee ragen die sieben Churfirsten empor. Es gehört quasi zum Allgemeinwissen, ihre Namen aufzuzählen: Chäserrug, Hinterrugg, Scheibenstoll, Zumstoll, Brisi, Frümsel, Selun. Es gibt Menschen, die alle sieben Churfirsten an einem Tag besteigen. Andere, die alle sieben in einem Jahr erklimmen. Wem für den Anfang einmal einer reicht, dem sei der Selun empfohlen. Mit einer Höhe von 2205 Metern über Meer ist er der niedrigste der Churfirsten. Die Bergwanderung ist technisch leicht, wenn auch anstrengend und die Aussicht auf dem Gipfel umwerfend. Von der Alp Sellamatt aus startet die Bergwanderung. Dank der Seilbahn können immerhin rund 500 Höhenmeter von Alt St. Johann her gewonnen werden. Über Alpwiesen und durch kleine Wälder geht es in Richtung Selun, der sich wie ein Leuchtturm vor einem auftürmt. Nach gut einer Stunde startet die Steigung. Der Weg führt im Zickzack über den Rücken des Berges in die Höhe. Stetig und steil werden die rund 900 Höhemeter erklommen. In der Mitte flacht der Bergrücken etwas ab - ein guter Ort für eine Verschnaufpause. Denn für den Schlussspurt braucht man noch einmal alle Kräfte. Das Gipfelerlebnis entschädigt aber für die Mühen: Neben einem steht das Gipfelkreuz und vor einem bricht der Fels schroff ab. Unten glitzert der Walensee in einem tiefen, frischen Blau. Fast möchte man es den Basejumpern gleichtun, die die Churfirsten als Absprungort nutzen. Die sicherere Variante allerdings geht zurück ins Toggenburg - auf dem gleichen Weg, der nach oben geführt hat.
Burgruinen im Toggenburg
Mit Säntisblick vom Kronberg nach Weissbad
In Jakobsbad scheinen die Bäder einer vergangenen Epoche anzugehören. Darüber, auf dem Kronberg, macht dafür die Höhenkur fast süchtig. Wer Mühe hat, sich von Sonnenterrasse und Panorama loszureissen, sei beruhigt: Weite Sicht und weiter Himmel sind auf der ganzen Wanderung garantiert, und das nächste Berggasthaus folgt schon bald. Besonders der Säntis ist ein allgegenwärtiger Blickfang. Mit seinen rund 2500 Metern ist er zwar nicht besonders hoch, dank seiner gegen Norden vorgeschobenen Lage bildet er aber eine von Weitem sichtbare Landmarke. Im Schwarzwald soll es beispielsweise Häuser geben mit dem Namen «Säntisblick». Seine exponierte Lage macht den Säntis auch zum Berg der Wetterextreme. Er ist der nässeste Ort der Schweiz mit einem jährlichen Niederschlag von etwa 2500 Millimetern. Zum Vergleich: Im Mittelland bis zum Alpenrand sind es rund 1000 bis 1400 Millimeter. Vielleicht ist es fast ein bisschen beruhigend, dass es unterhalb des Säntis doch ganz beschaulich zu- und hergeht. Mit viel Weitblick führt die Wanderung über den Kamm des Kronbergs zur Kapelle St. Jakob, wo es einst auch Heilquellen gegeben haben soll. Bald darauf ist die Scheidegg mit der zweiten Bergbeiz erreicht. Dem Namen entsprechend verzweigen sich hier mehrere Wege. Die Route folgt dem Grat oder auch etwas seitlich in den Flanken. Bei den Weiden von Melchuelisspitz muss man etwas besser auf die Route achten, weil die Wegspur, die hier quer durch das Grünland führt, auf etwa 200 Metern kaum sichtbar ist. Bald danach ist der Talgrund bei Weissbad erreicht, wo in den Kurhotels auch heute noch in Heilwasser gebadet werden kann.
Burgruinen um Kradolf-Schönenberg
Zum Vater des Wanderns auf dem Pfannenstiel
Der Ursprung der Schweizer Wanderwege liegt am Klausenpass. Und im Kanton Zürich. Anfang der 1930er-Jahre unternahm Lehrer Johann Jakob Ess eine Schulreise über den Klausenpass. Gewandert wurde damals auf den Strassen, was wenig Freude bereitete. Die Strassen waren staubig und angesichts des rasch zunehmenden motorisierten Verkehrs gefährlich. Zurück in seinem Zürcher Wohnort Meilen hatte Ess genug. Er gründete 1934 die Schweizer Wanderwege und führte auch eine einheitliche Signalisation ein: das bis heute gültige gelbe Wanderwegschild. Die Schweizer Wanderwege wurden zur Erfolgsgeschichte. Das Netz umfasst heute 65 000 Kilometer, und die Wanderwege sind, weltweit einzigartig, in der Verfassung verankert. Dem Gründervater ist am Pfannenstiel oberhalb Meilen ein Weg und ein Gedenkstein gewidmet: Der Jakob-Ess-Weg verbindet mit viel Aussicht auf den Zürichsee Vorderpfannenstiel mit Toggwil. Weil er relativ kurz ist, baut man ihn am besten ein in eine Wanderung von der Forch über den Pfannenstiel nach Meilen. Die Tour verläuft oft im Wald, was an heissen Tagen willkommen ist. Die Wanderung führt erst über Gubel, Chüelenmorgen bis Hochwacht, unweit des Restaurants Hochwacht lockt der 33 Meter hohe Aussichtsturm zum Blick in die Ferne. Ist bei Toggwil der Jakob-Ess-Weg zu Ende, übernimmt die Waldwildnis. Der Abstieg nach Meilen führt durchs romantische Dorfbachtobel, vorbei an Wasserfällen und über unzählige Brücken. Wer unterwegs nochmals rasten will: Bei der Burgruine Friedberg ist Gelegenheit dazu. Von der Anlage aus dem 13. Jahr- hundert sind einige Mauerreste erhalten.
Gratwanderung für die Familie
Erst kommt der rote Pinsel zum Einsatz: Mit ruhiger Hand malt Wegmeister Patric Hautle einen Balken auf den Fels. Dann greift er zum weissen Pinsel und malt weisse Balken etwas ober- und unterhalb des roten. Die Farbe prangt nun grell in der grünen Wiesenflanke zwischen Hohem Kasten und Saxerlücke, während Hautle die Ränder der Markierung sorgsam ausbessert. Bald ist der Bergweg fertig markiert, bereit für eine aussichtsreiche Gratwanderung. Diese verläuft über breite, erst vor Kurzem sanierte Wege, die meist entlang der steilen Grasflanke des Gebirgszugs verlaufen und somit auch mit Kindern gut machbar sind. Nach dem Gasthaus Staubern ist eine steinige Felspartie zu meistern - hier sind einige Stellen mit Seilen gesichert. Die Höhenunterschiede sind klein, der einzige anstrengende Anstieg ist kurz vor Stauberen. Kurz vor der Saxerlücke führen Haarnadelkurven steil hinab zum Gasthaus Bollenwees. Am zweiten Tag geht es dann immer Richtung Ruhesitz durch viel Wald, zu Füssen liegt der Sämtisersee: Der Karstsee verfügt über keinen oberflächlichen Abfluss. Sein Wasser versickert durch eine natürliche Spalte am Seegrund und tritt einige Tage später im Rheintal wieder aus. Bald ist das Gasthaus Ruhesitz erreicht, und der Abstieg zum Ausgangspunkt steht an. Die Wanderwege im Alpstein sind das Reich von Hautle: Er ist vom Bergwirteverein, von Appenzellerland Tourismus sowie von den Appenzeller Wanderwegen beauftragt, über 700 Kilometer Bergwanderwege in Schuss zu halten. Hinzu kommt die Pflege von rund 400 Ruhebänken.
Erkundungstour um Appenzell
Im Frühling sind die Wiesen im Appenzellerland sattgrün und bilden einen schönen Kontrast zu den bunt bemalten Bürger- und Bauernhäusern. In zwei kurzen Rundwanderungen kann man den Hauptort Appenzell und die sanfte Hügellandschaft drum herum auf angenehme Weise kennenlernen. Die erste startet im Zentrum von Appenzell, führt im Norden des Dorfs über die Sitter und um die Brauerei Locher herum, wo das Appenzeller Bier herkommt. Dann geht es ein Stück dem Fluss entlang und über die neu erstellte Holzbogenbrücke: Die Erschliessung dieses Naherholungsgebiets wurde 2018 mit dem Prix Rando ausgezeichnet. Weiter folgt der Weg dem Kaubach mit seinem Wasserfall bis zu einer alten Mühle und schliesslich durch einen mittelalterlichen Hohlweg bei der Leimet zurück nach Appenzell. Hier nimmt man sich Zeit, um die wunderbar verzierten Fassaden der Hauptgasse zu bewundern. Besonders ins Auge sticht die Löwen-Drogerie, wo Heilkräuter auf die Kästen der Aufzugsläden gemalt worden sind. Der zweite Teil der Erkundungstour beginnt am Ende der Hauptgasse beim Adlerplatz, ist mit «Appenzeller Rundweg» markiert und führt zunächst der Sitter entlang bis nach Weissbad und nachher über die akkurat gepflegten Weiden zurück nach Appenzell. Hier fallen die charakteristischen Bauernhäuser mit den Kreuzgiebeldächern auf. In Innerrhoden ist der Wohnteil oft in Hellblau oder Hellgrün, der Stall in sattem Gelb und die Tore in Ziegelrot gehalten. Woher die Farbkombination kommt, ist unklar. Früher stand jedenfalls nur eine beschränkte Farbpalette zur Verfügung. Zudem wirkten einige Farben auf Holzschädlinge abschreckend. Aber auch religiöse Gründe sollen eine Rolle gespielt haben.
Zum Moor auf der Wolzenalp
Das neue Wanderwegstück im Hochmoor auf der Wolzenalp SG ist für Wanderer ein echter Gewinn. Für seinen schonenden Umgang mit der Natur und den ehrenamtlichen Einsatz von Firmen und Schulklassen ist es mit dem Prix Rando 2018 ausgezeichnet worden. Die Wanderung startet bei der Bergstation der Seilbahn auf die Wolzenalp. Wo sich im Winter Skifahrerinnen tummeln, beginnt das Hochmoor, wie die weiss leuchtenden Birkenbestände im Sommer von Weitem kundtun. Die Vegetation ist hier sehr reich: Orchideen, Sonnentau, Enzian, Sumpfherzblatt, Breitblättriges Wollgras und vieles mehr ist zu sehen. Die neue Wegführung verläuft nach der Hütte Hännis des Skiclubs Schaffhausen nicht mehr durch das Hochmoor, sondern durch den Wald auf gut befestigtem Weg bis Spitzweid. Die 850 zusätzlichen Meter dieses Teilstücks haben die Attraktivität deutlich gesteigert: Jetzt sieht man von oben aufs Moor und hat die bessere Aussicht auf das Alpsteinmassiv. Und man kriegt keine nassen Füsse mehr: Der bisherige Weg war feucht und schlammig. An den attraktivsten Stellen stehen zudem ausgefallene Holzbänke, Skulpturen am Wegrand laden zum Staunen und Verweilen ein. Nach dem neuen Wegstück führt die Schlaufe via Laui ins Ijental, wo es nach der Überquerung des Ijentaler Bachs auf der linken Seite des Gewässers via Laufenweid hinunter nach Ober- und Unterbürzlen geht. Vor der Überquerung der Thur ist auf einer kleinen Insel die Kapelle des Johanneums zu sehen. Über eine weitere Brücke führt der Weg dann am Ufer der Luteren entlang zum Bahnhof Nesslau-Neu St. Johann.
Im hügligen Tannzapfenland
Von St. Gallen nach Bernhardzell
Von Ittingen nach Stammheim
Thurgauer Rebenweg
Als 1848 im Kanton Thurgau die Klöster aufgehoben wurden, bedeutete dies das Ende der Kartäusergemeinschaft in Ittingen. Dank erfolgreicher Zusammenarbeit von Staat, Wirtschaft und Bevölkerung besteht die Klosteranlage aber immer noch und ist heute nebst Hotel ein lebendiges Kultur- und Tagungszentrum. Mit dem integrierten Kunstmuseum Thurgau und dem Ittinger Museum kommen auch kulturell Interessierte auf ihre Kosten. Ausgangspunkt der Wanderung ist das Dorf Oberneunforn mit seinen hübschen Riegelbauten. Nach einer halben Stunde erreicht man die Weinberge entlang des Iselisberg. Modellhaft reiht sich hier Rebstock an Rebstock, und die kleinen Rebhäuschen machen dem grossartigen Ausblick auf das Thurtal und die fernen Alpen Konkurrenz. Auf Schafferetsbuck befindet sich unter einer mächtigen Eiche ein genial konzipierter Alpenzeiger. Weit über 100 Gipfel zwischen Säntis und Eiger können - gute Fernischt vorausgesetzt - mit Kimme und Korn präzise anvisiert und identifiziert werden. Durch botanisch reichen Wald wandert man weiter zur eindrücklichen Kartause Ittingen mit Möglichkeit zur Einkehr. Im Klosterladen kann der Rucksack mit allerlei köstlichen Produkten aus den eigenen Betrieben gefüllt werden. Die letzte Stunde der Wanderung führt entlang der Murg durch den gleichnamigen Auenpark in den Kantonshauptort Frauenfeld. In den letzten Jahren wurde das einst unattraktive Militärareal in ein Naherholungsgebiet verwandelt, das vielfältige Entdeckungen wie zum Beispiel Eichelhäher und Biberspuren ermöglicht. Die Anliegen der Erholungsuchenden, der Biodiversität und des Hochwasserschutzes sind hier vorbildlich vereint, was der Schweizer Heimatschutz mit dem Schulthess-Gartenpreis 2017 auszeichnete. Alternativ verkehrt ab Kartause Ittingen stündlich ein Postauto nach Frauenfeld.