Goldene Herbstwanderungen

Goldene Herbstwanderungen
Wenn der Herbst ins Wanderland Schweiz zieht, freuen wir uns auf goldene Töne: die Lärchen haben bereits die Farbe gewechselt und erstrahlen in den wärmsten Nuancen. Der Himmel ist weit, die Luft ist klar und die Sonne verbreitet ihr warmes Licht. Gibt es eine schönere Zeit zum Wandern?
Mit unseren zehn Wandervorschlägen führen wir Sie an Orte, wo Sie im schönen Farbspektakel der Lärchen wandern und den Herbst so richtig geniessen können.

Suonenwanderung im Unterwallis
In den Bergen ob Crans-Montana lässt sich eine der spektakulärsten Suonenwanderungen mit fantastischen Aussichten erleben. Suonen sind freie Wasserleitungen und dien(t)en der Bewässerung von Weiden und waren Trink-, Tränk- und Waschwasserleitung. Die meisten befinden sich an den trockenen Walliser Südhängen. Erfinderische Walliser bauten sie als Holzkanäle am Berg, welche an Balken im Felsen aufgehängt sind. In den Suonen gibt es Wasserräder, die einen Hammer antreiben. Dessen regelmässige Schläge kann man bis weit nach unten hören und hat so die Bestätigung, dass das Wasser fliesst. Die Suone Bisse du Ro soll über 500 Jahre alt sein. Der Bergwanderweg, welcher neben der Wasserleite verläuft, ist so spektakulär in den Felsen gebaut, dass Schwindelfreiheit unbedingte Voraussetzung ist, um diese Wanderung zu machen. Sie hat es in sich, obwohl sie recht gemütlich beim Stausee Lac de Tseuzier beginnt. Zur Einstimmung schaut man am besten über das Geländer auf der anderen Seite in den Abgrund. Zunächst geht es auf einem breit angelegten Bergwanderweg in Richtung Bisse du Ro. Die Aussicht ins Unterwallis ist hinreissend und die Lärchen leuchten hier im Herbst golden um die Wette. Bei Er de Chermignon gibt es noch Gelegenheit für eine kleine Stärkungspause am Picknicktisch, danach heisst es ab zur Suone. Auf dem Weg, der rechterhand senkrecht «das Loch ab» fällt, sollte man aufmerksam wandern und nicht stehen bleiben, wie einem das Schild zu Beginn des Abschnittes befiehlt. Sind die ausgesetzten Stellen passiert, ist es nicht mehr weit zum Ziel. Kurz vor dem Dorf lädt noch eine Buvette ein, damit man sich vom diesem Nervenkitzel erholen kann.

Hoch über Davos der Schatzalp entgegen
Hoch über der Waldgrenze, mit Blick hinunter zu den golden verfärbten Lärchen und hinauf zum ersten Schnee, macht diese Wanderung besonders im Herbst schon fast einen hochalpinen Eindruck. Gleichzeitig geniesst man die Annehmlichkeiten eines einfachen Höhenwegs. Vom Gotschnagrat führt die Wanderung aussichtsreiche Hänge entlang bis zum Strelapass. Bergketten und bekannte Täler wie das Dischma- oder Sertigtal ziehen die Blicke an. Natürlich ist auch das «Goldene Ei» von Davos nicht zu übersehen: das Hotel Intercontinental mit seiner futuristischen Architektur und eigenwilliger Farbgebung. Auf dem Strelapass geht die Sicht nun auch auf die andere Seite ins Aroser Schanfigg und weit hinauf in die Surselva. Der Strelapass war im ausgehenden Mittelalter eine klassische Walserroute. Der Traum einer Zahnradbahn über den Pass platze beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In den 1970er-Jahren gab es sogar Pläne für eine Passstrasse. Tief in den Schubladen steckt noch ein Projekt für einen Tunnel zwischen Davos und Langwies unter dem Strelapass hindurch. Windgeschützt steht etwas unterhalb der Passhöhe ein Bergrestaurant, das eine Stärkung serviert, ehe die Wanderung zügig und auf einem kurzen Abschnitt auch etwas steil hinunterführt zur Schatzalp. Das heutige Berghotel wurde um 1900 im Jugendstil als Sanatorium erbaut. Es ist einer der Schauplätze in Thomas Manns Roman «Der Zauberberg» und erlangte dadurch Berühmtheit. Die Schatzalp gilt ausserdem als starker Kraftort. Mit Verweilen und vielleicht einem Gang durch den botanischen Garten verfliegt die Zeit. Aber das spielt keine Rolle, die Schatzalpbahn hinunter nach Davos fährt in der Hochsaison bis um Mitternacht.

Über zwei steinige Pässe
Um stets über den aktuellen Stand der Laubfärbung in den verschiedenen Regionen der Schweiz informiert zu sein, empfehlen wir Ihnen den Laubtracker! Hier klicken.

Herbstliches Val Bavona
Die Alpen über dem engen Bavonatal sind das pure Gegenteil des Tales. Sie sind weit, luftig und im Herbst auch wunderbar farbig. Oft führen die Wege über Treppen, die steil in senkrechte Talflanken gebaut sind, wie auch auf dieser Wanderung. Sie braucht Engagement, kann aber gut auch auf zwei Tage verteilt werden mit einer Übernachtung im Rifugio Piano delle Creste. Gegenüber vom Weiler San Carlo steigt der Weg durch dichten Buchenwald auf, später durch lichten Birken- und Lärchenwald. Auf 1700 Metern aber ist die Baumgrenze erreicht. Kurz darauf sieht man die Alpgebäude des Corte Grande, einer ersten Alpsiedlung. Der Weg führt nun über Bäche und durch Erlengebüsch. Ein sicheres Zeichen, dass sich der Mensch zurückgezogen hat: Die alpwirtschaftliche Nutzung im Val d’Antabia wurde 1967 aufgegeben. Die Alpgebäude auf Pianascióm wurden zum Rifugio Piano delle Creste umgebaut. Von der Hütte geht es kurz bergauf in Richtung der Laghetti d’Antabia. Beim ersten kleinen See zweigt der Weg zur Alpe di Solögna nach links ab. Er führt über Felsplatten, Geröll und ab und zu durch karge Vegetation zur Bocchetta Fornasèl. Auf den nächsten 300 Metern quert man über Geröll das steile Seitental Mött der Alpe di Solögna, und erreicht eine Felsschulter. Ab hier braucht es etwas Gespür und Sinn für den Weg. Er ist spärlich signalisiert, steigt in Richtung Südost durch eine breite Lücke in einem Felsband ab und erreicht so die Alpgebäude von Sedone. Der Weg ist ab hier wieder gut erhalten. Er führt zu den Alpweilern Corte Grande sowie Corte Nuovo und dann - wie schon im Val d’Antabia - durch lichten Lärchenwald über steile und kunstvoll in den Hang gebaute Steintreppen hinab nach Roseto.

Höhenweg auf dem Simplon
Die Wanderung beginnt beim Simplon-Hospiz. Der Weg führt zunächst ein kleines Stück der Strasse entlang und zweigt dann links ab. Hinter der rostigen Barriere und dem Wegweiser nach Simplon Dorf verschwindet der Verkehrslärm, und eine schöne Moorlandschaft mit kleinen Tümpeln und dem Rotelschsee tut sich auf.
Immer etwa auf gleicher Höhe und mit prächtiger Sicht auf die Walliser Alpen geht es an der Südflanke des Hübschhorns entlang in Richtung Homatta, einer kleinen Alp hoch über der Passstrasse. Der schmale Weg führt durch lichte Lärchenwälder und dichten Wachholder, bis er in eine Schotterpiste mündet, die offenbar einst für den Bau von Lawinenschutzwällen angelegt worden ist. Bei Homatta zeigt der Wegweiser in Richtung Hobielestafel, von wo aus es steil hinunter nach Simplon Dorf geht. Wer allerdings die uralten Lärchen im Hittuwald bestaunen möchte, nimmt auf halber Höhe nicht den direkten Weg ins Dorf, sondern folgt dem Panoramaweg und nach drei Serpentinen der Suone Chrummbacheri bis zur Passstrasse. Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück auf Asphalt bis in Dorfzentrum.
Im Hittuwald bietet sich gegen Ende Oktober ein wahres Farbenspektakel: Je nach Höhe und Lage sind die Lärchen noch blassgrün, schon grellgelb oder bereits feuerorange.

Flammende Lärchen im Val Bedretto
Von der Bergstation Pesciüm verläuft der Weg im leichten Auf und Ab auf fast immer gleicher Höhe. Man kommt immer wieder an Alpen vorbei, die im Sommer bewirtschaftet sind. Im Stabiello Grande wird sogar Käse gemacht. Doch zur farbigen Lärchenzeit sind alle Alpen verlassen, die Brunnen sind abgestellt, und man tut gut daran, ein Picknick und Wasser in den Rucksack zu packen.
Unterwegs trifft man da und dort auf kleine Matten mitten im Wald, wo im Sommer die Kühe weiden. Es sind sogenannte Waldweiden, wie sie noch in 15 Prozent der Gebirgswälder in der Schweiz anzutreffen sind. Meist werden sie von Rindvieh genutzt, aber auch von Ziegen. Hier, auf den Alpen der Südseite des Val Bedretto, sind es Rinder, wie die Kotspuren verraten. Früher gab es hier auch viele Ziegen, die von den Dörfern aus in die nahen Wälder auf der Nordseite des Tals getrieben wurden.
Ab Alpe di Valleggia folgt der Weg der Alpstrasse und steigt durch Fichtenwald ins Tal nach Mott ab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals fällt nun der Mischwald auf, wo herbstlich farbige Laubbäume und dunkle Nadelbäume stocken. Dem jungen Ticino entlang erreicht man das Dorf Bedretto.

Der goldene Herbst von Zuoz
In Gedanken daran, dass im Mittelland wieder der Nebel für sonnenlose Tage sorgen wird, lässt sich der Herbst im Engadin umso mehr geniessen. Nochmals durch eine Landschaft wandern, die schon bald für ein halbes Jahr von einer Schneedecke bedeckt sein wird. Während die Lärchen in unterschiedlichen Farbtönen die Täler Val Granda und Val Tscheps zieren, sind die Berge von einer frischen Schneedecke eingekleidet. So ergibt sich bei dem oftmals klaren Wetter der magische Kontrast, den der Herbst ausmacht. Die Bergwanderung führt von Zuoz durch einen herbstlichen Lärchenwald hinauf zur Baumgrenze, wo die nun einsamer wachsenden Lärchen schon einen dunkleren Farbton angenommen haben. Dort eröffnet sich ein traumhaftes Panorama übers Engadin. Der Bergwanderweg führt über Alpwiesen weiter hinauf zum Lej da Prastinaun, wobei beim Anstieg vor diesem See gut auf den Wegverlauf geachtet werden sollte. Der idyllische Bergsee liegt auf über 2400 m und lädt ein, zu rasten und zu picknicken. Nun geht es wieder hinunter nach Zuoz. Zuerst einem kleinen Bergbach entlang und dann auf einem etwas breiteren Weg nochmals durch den Lärchenwald hinunter ins Tal. Vor der Heimreise lohnt sich ein kleiner Rundgang durch das Bergdorf Zuoz, das sich durch sein schmuckes historisches Dorfzentrum auszeichnet.

Herbstwanderung im Oberengadin
Nach der Überquerung des tosenden Bachs Ova da la Rabgiusa geht es erst in steilen Spitzkehren, dann etwas gemächlicher rund 200 Höhenmeter zum Seeufer hinunter, wo man auf einen breiten Spazierweg trifft. Nach einer gemütlichen halben Stunde im Flachen erreicht man Sils/Segl Maria. Beim abschliessenden Rundgang auf der Halbinsel Chastè kommen die Lärchen noch einmal voll zur Geltung: Hinter jeder Kurve wartet eine neue Bucht, umgeben von goldenen Bäumen. Mehr als 30 Sitzbänke befinden sich auf der Halbinsel: Schon Friedrich Nietzsche bezeichnete diesen Ort als «die schönste Stelle des Engadins» – anscheinend empfinden viele Leute ähnlich.

Von Grächen ins Tal des Riedgletschers

Kommentare
Noch keine Kommentare