Wegweiser zur Heimat

Wegweiser zur Heimat
Ich bin viel unterwegs und lege lange Strecken im Zug zurück. Manchmal schweift mein Blick aus dem Zugfenster und erhascht dabei einen gelben Farbtupfer in der Landschaft: ein Wanderwegweiser. Die lange Stange und zwei gelbe Pfeile reichen – und plötzlich ist da dieses Gefühl...
Zugfahren kann ja vieles sein: praktisch, inspirierend, entschleunigend, nervig, langweilig. Bei mir ist es meistens alles zusammen. Irgendwo im Nirgendwo zwischen Zürich und Bern. Der Laptop hyperventiliert, das Handy glüht, der Tee ist lau und draussen zieht die Schweiz vorbei, in der bekannten Mischung aus sattgrün, charmant verbaut und irgendwie tröstlich. Kühe, Felder, ein Schopf, ein Bahnhofschild, das ich nicht lesen kann, weil wir zu schnell sind.

Doch was bedeutet es eigentlich, dieses gelbe Schild? Ein Orientierungspunkt? Ja. Ein Wegweiser? Logisch. Ein Element der Schweizer Wanderinfrastruktur? Klar. Aber für mich (und vielleicht auch für euch?) ist es mehr. Der Wanderwegweiser ist ein stiller, allen Wettern trotzender, beständiger Gefährte. Er steht für Ankommen, selbst wenn man gerade unterwegs ist. Aber auch für Vertrautheit, selbst wenn man an einem noch fremden Ort ist. Für Heimkommen, selbst wenn man nicht weiss, wohin man gerade geht. Und für Möglichkeit. Denn dieses gelbe Schild sagt nichts weniger als: Hier ist dein Weg.
Ich
glaube, mich rührt dieser Anblick auch deshalb so, weil ich das Glück habe, bei
den Schweizer Wanderwegen zu arbeiten. Ja, ich bin mir dessen bewusst, dass es
auf ebenderen Blog etwas riskant ist, das so herauszuposaunen. Mein Beruf ist aber eben
nicht einfach ein Job. Ich darf mich mit dem befassen, was für viele das
Schönste an einem freien Tag ist: mit dem Draussensein, dem Weitergehen, dem
Entdecken. Und ich darf für die Infrastruktur, die das alles möglich macht –
verlässlich, schweizweit, bei jedem Wetter, meine Zeit und Energie einsetzen.

Dieser bedeutet nicht nur, dass da draussen ein Wanderweg beginnt. Sondern auch, dass wir gemeinsam unterwegs sind – als Wandernde, als Mitarbeitende, als Menschen, die diesen Wegen etwas abgewinnen können. Und ich finde: Das ist ein schönes Gefühl.
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