Wandern in der Nordostschweiz

Am Schauenberg auf historischen Wegen
Der Schauenberg oberhalb von Elgg im Kanton Zürich ist ein historisch bedeutender Ort. Das ist unschwer an den Mauerresten der Höhenburg zu erkennen, die hier um das Jahr 1300 stand. Schwieriger zu erkennen ist, weshalb der Weg, der zur Burgruine führt, im Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) aufgeführt ist, einer von vielen, auf denen das Wegnetz der Schweizer Wanderwege verläuft. Es ist dies der Auftrag des Bundesgesetzes über die Fuss- und Wanderwege und eine Massnahme, die den Erhalt und die Pflege dieser historischen Wege sichern soll.
Der historische Weg zur Burg ist jener breite, von einer alten Dornbuschhecke begrenzte Weg, der vom Burghügel nach Westen zieht. Die Hecke ist stark ausgelichtet, der Fahrweg hat seinen historischen Charakter verloren. Trotzdem: Eine Wanderung auf den Schauenberg lohnt sich nur schon der Aussicht auf das Tösstal und die Alpen wegen. Mit Start im thurgauischen Dussnang wird der Ausflug zur anstrengenden Tageswanderung. Die grösste Herausforderung wartet zu Beginn: der Grat über den Taneggerbärg. Schmal ist er und mit ein paar ruppigen Passagen gespickt. Nach Niederwies wird im munteren Auf und Ab erst über Wiesen, später auf lauschigen Waldpfaden das Chabishaupt erklommen. Durch die Bäume ist gegenüber bereits der Schauenberg zu sehen. Dazwischen liegt – weit unten im Tal – der tiefblaue Bichelsee. Einmal steil bergab und auf der anderen Seite nicht minder steil wieder hoch, dann ist der Schauenberg erreicht. Auf dem letzten Abschnitt nach Elgg lockt mit dem wildromantischen Farenbachtobel und seinen zehn Brücken ein letzter Höhepunkt.

Durchs hügelige Appenzeller Vorderland
Diese Wanderung führt durchs hügelige Appenzeller Vorderland. Sie startet mit der Fahrt auf der sankt-gallischen Zahnradbahn von Rheineck nach Walzenhausen. Unbekannt ist Walzenhausen bei Wandernden nicht. Hier endet der beliebte Witzweg. So bekommt man beim Wegweiser am Bahnhof noch einen Witz mit auf den Weg, bevor es in Richtung Oberegg losgeht.
Von der Hauptstrasse biegt die Route rechts ab. Es beginnt bereits der erste Aufstieg begleitet von der Aussicht auf den Bodensee. Durch den Wald gelangt man zur Feuerstelle Steigbüchel. Von hier ist es nicht mehr weit zur Gebertshöchi, wo eine Ruine an die Appenzellerkriege erinnert. Über Weiden erreicht man den Innerrhoder Bezirk Oberegg, eine Enklave innerhalb von Appenzell Ausserrhoden. Hier öffnet sich das Panorama auf den Alpstein. In Blatten bietet das Restaurant «Sonne» Gelegenheit für eine Verschnaufpause. Weiter führt die Wanderung durch die Hügellandschaft hinunter nach Eschenmoos, von wo man nach Überqueren des Fallbachs das Dorf Reute erreicht. Zunächst der Hauptstrasse und dann am Fallbach entlang, steigt der Weg hinauf nach Oberegg. Ausgang des Dorfes geht es zum Weiler Risi und mit einem kurzen Abstecher zur Wirtschaft «Rütegg». Schliesslich gelangt man durch Wälder und über Wiesen nach Kaien, dem höchsten Punkt dieser Wanderung.

Hoch über der Linthebene
Eigentlich dominiert der Speer die Szenerie. Zwar ist auch er nicht einmal 2000 Meter hoch, an der Grenze zwischen Linthebene und Voralpen bildet er aber eine unübersehbare Landmarke. Der benachbarte Federispitz hingegen macht aus der Ferne weniger Eindruck. Doch ist man einmal oben angekommen, bietet er eine mindestens so tolle Rundumsicht wie sein grosser Bruder.
Die Aussicht muss man sich allerdings mit mindestens 1000 Höhenmetern verdienen. Von Amden aus geht es zunächst dem Strässchen entlang durch die Wiesen nach Durschlegi, einem Rastplatz, der bei Gleitschirmfliegern auch als Startplatz beliebt ist. Hier bietet sich bereits ein prächtiger Blick auf den Walensee und die Glarner Alpen. Weiter führt der Weg durch den Wald und später über Ziegen- und Rinderweiden bis zur Alp Oberfidersche.
Danach wird es steil. Die gute Stunde, die der Wegweiser bis zum Federispitz vorgibt, ist kaum zu unterbieten. Kurz vor dem Gipfel gibt es aber schon die erste Belohnung: Auf dem Grat öffnet sich der Blick in Richtung Zürichsee, und das halbe Mittelland breitet sich unter den Wanderern aus. Ganz oben überblickt man dann auch noch das Toggenburg und das Appenzellerland und erspäht in der Ferne den Bodensee.
Hinunter führt der Weg über den teilweise schroffen Nagelfluhgrat via Plättlispitz auf die Undernätenalp und dann weiter über den Ziegelbach. Dank dem Mobiliar-Fonds «Brücken & Stege» kann der tiefe Einschnitt unterdessen problemlos überwunden werden. Nun folgt noch ein weiteres Stück steiler Abstieg und dann ein gemütliches Auslaufen bis zum ehemaligen Klosterdorf Schänis.

Wandern mit Weitsicht hoch über dem Rhein
Eine Burg wie aus Grimms Märchen erwartet die Wandernden am Ende des Höhenwegs von Ramsen nach Stein am Rhein. Hohenklingen, eine mittelalterliche Höhenburg aus dem 11. Jahrhundert, steht 590 Meter über Meer und bietet Speis und Trank sowie eine schönen Aussicht über den Rhein und die Stadt zu ihren Füssen.
Die technisch einfache Wanderung beginnt im dem Örtchen Ramsen, wo Eisenbahnfans die Museumsbahn Etzwilen-Singen und ein Schienenvelo vorfinden. Der Weg folgt kurz den Geleisen und biegt dann in den Wald ab. Zügig geht es bergauf, durch einen in dieser Jahreszeit in allen Grüntönen leuchtenden Wald. So wandert man über den Ausläufer des Schienerberges in das Dörfchen Hemishofen.
Von dort aus steigt der Weg stetig an, höher und höher, bis er die Ruinen der Burg Wolkenstein und den dazugehörigen Aussichtspunkt mit Feuerstelle erreicht. Die Sicht über das Mittelland ist einmalig, die Rast verdient.
Auf dem Grat geht es weiter Richtung Hohenklingen. Lichte Birkenwäldchen wechseln sich ab mit grossen Buchen, überall grünt und blüht es frühlingshaft, die Sonne blinzelt durch die Blätter und taucht alles in ein frisches Licht. Und immer wieder geniesst man zwischen den Bäumen Ausblicke auf den Bodensee, den Untersee und die Insel Werd, sowie in Richtung Churfisten, bis sich vor einem die Burg Hohenklingen auftürmt, eine mittelalterliche Festung und Schloss zugleich.
Steil abwärts geht es nachher ins Städtchen Stein am Rhein. Der mittelalterliche Stadtkern entzückt nicht nur ausländische Touristen und lädt zum Flanieren ein. Und entlang der Uferpromenade lockt Erfrischung in Form von Glacé oder einem Sprung in den Fluss.

Bergwandern im Alpstein
Der Alpstein ist eines der beliebtesten Wandergebiete der Schweiz und besteht aus drei Bergketten, zwischen denen wunderschöne Bergseen zu finden sind: Seealpsee, Sämtisersee und Fälensee. Rund 650 Kilometer markierte Wanderwege führen durch das Bergmassiv. Dass sie begehbar sind, bleibt nicht dem Zufall überlassen – es Bedarf unzähliger Arbeitsstunden von Wegebauern wie Ueli Hehli, den wir im zugehörigen Video dieses Wandervorschlags kennen lernen.
Das Ziel dieser anspruchsvollen Bergwanderung ist der Säntis – mit 2502 m.ü.M. der höchste Punkt des Alpsteinmassivs. Die Wanderung führt vorbei am Seealpsee, der Meglisalp, dem spektakulären Rotsteinpass und über den ausgesetzten Lisengrat. Der Weg über diesen Grat wurde 1904/05 in den Berg gehauen und fordert einiges an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ab. Im Alpstein lassen sich mit etwas Glück Gämsen, Steinböcke und Steinadler beobachten. Auf dem Säntisgipfel bietet sich zudem eine Aussicht auf sechs Länder: Neben der Schweiz sieht man hier bei gutem Wetter auch Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien. Warum also in die Ferne schweifen? Inmitten der gewaltigen Alpstein-Kulisse gibt es insgesamt 25 Berggasthäuser, wovon 20 eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten.

Schneeschuhwanderung im Toggenburg
Superlative hat die auf rund 1500 Metern gelegene Alp Sellamatt nicht nötig – der Alpstein mit dem Säntis und der Wildhauser Schafberg im Norden und die sieben Churfirstengipfel mit ihrer ikonischen Silhouette im Süden bieten optische Höhepunkte zuhauf. Die markanten Gipfel von Chäserrugg, Hinderrugg, Schibenstoll Zuestoll, Brisi, Frümsel und Selun hat man immer fest im Blick, wenn man bei der Liftstation Selamatt die Schneeschuhe anzieht. Der Sellamatt–Zinggen-Trail führt in einer grossen Runde über die gesamte Alp Sellamatt – ein weitläufiges Hochplateau, das den Churfirsten auf halber Höhe zwischen Tal und Gipfel vorgelagert ist. Wenn sich die winterliche Schneedecke über die liebliche Landschaft gelegt hat, herrscht hier oben eine herrliche Ruhe. Für die Geräuschkulisse sorgen einzig der Wind, der durch die alten Fichten bläst, die Tannenhäher, die sich krächzend um die Samen der Tannzapfen zanken, oder die markanten Pfeiftöne der Alpendohlen, die sich im Hochwinter in tieferen Lagen ihr Essen suchen. Und wer weiss – mit etwas Glück hört man in dieser Toggenburger Klangwelt auch einmal die «choge schöne» Töne einer Naturjodlerin, wie das Video zum Wandervorschlag zeigt.

Raus aus der Stadt
Wanderungen, die mitten in einer grossen Stadt starten, haben einen ganz besonderen Reiz. Zu Fuss erlebt man den Wechsel von Lärm und Hektik zur Ruhe der Natur besonders bewusst und intensiv. Auf dieser Wanderung wechseln sich städtische und ländliche Siedlungen ab mit idyllischen Bauernhöfen. Der Weg führt grossmehrheitlich über Hartbelag.
Kurz nach dem Start erreicht man ein kleines Waldstück entlang der Steinach. Über eine Brücke biegt man wieder in die Stadt ein Richtung St. Gallen Neudorf. Vis-à-vis der Kirche befindet sich der sich für einen Rundgang lohnende Botanische Garten der Stadt St. Gallen. Weiter durchs Quartier erreicht man den Höchsterwald und hat erstmals einen Blick auf den Bodensee. Blühende Obstbäume, Wiesen und Seeblick begleiten einen auf dem Weg am Schloss Watt und an prächtigen Bauernhöfen mit Hofläden und Cafés vorbei nach Mörschwil und anschliessend Richtung Horn. Später biegt man Richtung Grund in ein kleines Waldstück nach Tübach ein. Auf der rechten Seite hat man das Kloster St. Scholastika im Blick. Zum Schluss erreicht man das im Kanton Thurgau liegende Horn. Der ungefähr 20-minütige Abstecher an die Seepromenade ist ein Muss – von der Stadt an den See war schliesslich das Ziel.

Auf und ab im Tössbergland
Trotz seines markanten Reliefs wird das Tössbergland dem Mittelland zugeordnet. Dabei erschient es wie ein veritables Gebirge, zwar nicht sehr hoch, aber mit steilen Hügeln und ausgedehnten Graten. Erst gegen Ende der Alpenfaltung entstand das Tössbergland aus Nagelfluhgestein. Dieses tritt oft unter der dünnen Humusschicht hervor und bildet skurrile Formationen neben dem Wanderweg.
So ist denn zu Beginn dieser Wanderung ein recht strenger Aufstieg zu meistern. Steile Pfade, hohe Tritte und der Nagelfluhuntergrund, der sich unter den Schuhsohlen streckenweise wie Kugellager anfühlt, fordern Schnauf und Schweiss. Es lohnt sich, zeitig zu starten oder einen nicht zu heissen Wandertag auszuwählen.
Die Anstrengung ist es wert, denn die weiten Grate versprechen grenzenlose Sicht und unendlichen Himmel. Zu Beginn ist es wichtig, die Richtung Oberchamm einzuschlagen. Nach einer kühlen Waldpartie steigt der Wanderpfad hinauf zur Chrüzegg. So heisst das Bergrestaurant, aber auch der Gipfel. Bei einer Verzweigung kann man direkt zum Restaurant gehen, doch es lohnt sich, über die Chrüzegg zu wandern. Die Sicht über den halben Alpenbogen und zum Zürichsee ist fantastisch.
Mit Blick zum Säntis und zu den Churfirsten leitet der Weg vom Restaurant Chrüzegg zum Alplisattel, dann steil hinunter nach Altschwil. Eine Hartbelagstrecke führt über Egg bis etwa Schwendi. Danach geht es wieder auf Wanderpfaden über Grünland und durch Wälder via Grueben allmählich hinab bis Lichtensteig. Schon von Weitem beeindruckt das malerische Bild des mittelalterlichen Städtchens. Wer Zeit hat, unternimmt noch einen Rundgang durch die Laubengänge und Gassen.

Bock, auf den Gäbris zu wandern?
Das schleckt keine Geiss weg: Die Wintermonate zeigen sich seit einiger Zeit sehr milde. Man muss die Meteo-App schon sehr gut verfolgen, wenn man sich in den Voralpen eine Wanderung durch ein weisses Winterwunderland vornimmt. Doch es gibt die Tage, an denen sich auch der Gäbris, ein Hügelzug oberhalb des Appenzeller Dorfs Gais, von seiner schneegepuderten Seite zeigt. Die beliebte Rundwanderung für Familien zu den Lieblingsplätzen der Geiss Laura ist das ganze Jahr möglich. Auf Wald- und Wiesenwegen geht es abwechslungsreich durch die sanfte Hügellandschaft zwischen Alpstein und Bodensee.
Gestartet wird in Gais. Naschkatzen werden in der Bäckerei-Confiserie Böhli fündig – aber nicht zu hastig, weitere kulinarische Stopps mit lokalen Leckereien warten unterwegs. Diese wollen jedoch verdient sein. Vom Bahnhof von Gais geht es zuerst Richtung Dorfplatz und dann auf der Stossstrasse Richtung Hebrig. Hier zweigt der Weg auf den Sommersberg ab. Auf dem etwas steileren Wurzelpfad im Wald oberhalb von Obere Egg üben sich Junggeissen auf dem Geissensteig, dem Trainingsparcours von Laura. Als Belohnung wartet oben der Ausblick über die Weiten des Rheintals bis zum Säntis. Über ein Hochmoor geht es zur Ferienhaussiedlung Schwäbrig, wo der Weg nach links zum idyllischen Gäbrisseeli abzweigt. Schon kurz darauf erreicht man das Gasthaus Unterer Gäbris. Seine urchige Küche ist weitherum bekannt und stärkt für den Abstieg. Dieser führt vorbei am Gasthaus Oberer Gäbris. Bei der Abzweigung geht es rechts über den weniger steilen Weg via Obergais zurück nach Gais – im Blickfeld die umliegenden schneebedeckten Berggipfel.

Ein Hauch von Arktis im Toggenburg
Winterwandern je nach Lust und Ausdauer: Das ist im Gebiet Wildhaus-Oberdorf zuoberst im Toggenburg möglich. Mitten im Skigebiet beginnt die Wanderung nach Gamperfin. Rasch lässt man das Surren der Bahnen und Lifte und das schnittige Sausen der Skis auf der Piste hinter sich, und schon bald umfängt einen grossartige Stille. Mächtige Tannen gruppieren sich auf der verschneiten Weide, dahinter erhebt sich die bewaldete Flanke des Gamserruggs. Lichtvolle Weite erfüllt die idyllische Gegend – eine arktische Anmutung liegt in der klaren Bergluft. Wer durch eine solch paradiesisch schöne Landschaft wandert, erlebt ein wahres Wintermärchen.
Die Tour besteht aus drei miteinander verbundenen Schlaufen. Die erste kann für sich allein begangen oder mit der zweiten und der dritten kombiniert werden. Wenn die Strecke auf ganzer Länge ausgeschöpft wird, so ergibt sich eine ansprechende und interessante Tagestour. Die dritte Schlaufe führt in einem weiten Bogen um den Gamperfinboden. An ihrem tiefsten Punkt liegt das Gamperfinhaus. Das rustikale Bergbeizchen wird vom Skiclub Grabserberg betrieben; auch Wanderer und Schneeschuhläufer sind willkommen.

In den St. Galler Ausläufern des Tössberglandes
Auf einer riesigen Schwemmfläche verdichteten sich einst Kiesel und Sand zu Nagelfluhgestein, das in der späten Alpenbildung zum Tössbergland aufgefaltet wurde. Die Nagelfluh zeigt sich auf dieser Wanderung oft gleich unter den Schuhsohlen oder in Form von seltsamen Felsformationen.
Ab Wattwil wandert man am ehemaligen Kloster St. Maria vorbei in die Höhe Richtung Chapf. Nach einer Waldpartie verliert sich der Weg im Grasland, doch bei einer Scheune oben wird er wieder deutlich. Nach dem Weiler Steintal steigt der Weg teilweise recht steil über Stämisegg zum Alplisattel.
Richtung Unter Unterälpli geht es weiter auf dem Geoweg. Bei der Infotafel «Bergschlipf-Hügeli» sind zerborstene Nagelfluhpakete zu sehen, die auf einer Mergelschicht hangabwärts gerutscht sind und in der Landschaft grasbewachsene Hügelchen bilden. Von dieser Tafel zieht eine feine Wegspur über den Grasgrat bis zuvorderst auf den Chellenspitz. Hier bietet sich beste Sicht zum Säntis, zu den Churfirsten und zu den Glarner Alpen.
An der vorderen Kante des Chellenspitzes wandert man abwärts zum Unter Unterälpli und nach Ober Loh. Danach führt der Wanderweg einige Strecken quer über Weideland. Kurz vor Libingen überrascht ein steiles Tobel, wo es bei Nässe auch rutschig werden kann.

Der Regelstein – Berg mit Weltcup-Geschichte
Der Skibetrieb am Regelstein war beliebt, an schönen Wochenenden standen die Wintersportler Schlange, direkte Skizüge fuhren vom Unterland nach Ebnat-Kappel. Doch das Dorf liegt lediglich auf 600 Metern, Schneemangel machte den Betreibern zu schaffen. Mittlerweile sind die Anlagen abgebrochen und nach Südamerika verkauft.
Dass der Regelstein aber durchaus ein Berg ist, merkt, wer ihn vom Ricken her besteigt. Steil und anstrengend ist der direkte Waldaufstieg, man kommt ordentlich ins Schnaufen. Lange Zeit ist von der Aussicht nicht viel zu sehen, erst kurz vor dem Gipfel tut sich der Blick auf. Dann aber ist das Panorama traumhaft und reicht von den Ostschweizer Bergen über die Linthebene bis zu den Glarner und den Zentralschweizer Alpen. Manch eine neugierige Kuh begleitet die Wanderer auf dem Weg nach Oberbächen, wo aus ihrer Milch würziger Käse gemacht wird. Probieren sollte man in der Alpwirtschaft auch einen «Schlorzi», die Toggenburger Spezialität schlechthin aus Dörrbirnen und Rahmguss. Im langen Abstieg über Unterbächen und Relis sind die Kalorien bis Ebnat-Kappel wieder verbrannt. Und der Weg durch lichten Wald und über lauschige Moore ist ein Genuss.

Die Anziehungskraft des Leuenfalls
Imposant ist anzusehen, wie das Wasser des hohen Leuenfalls in die Tiefe stürzt. 2007 stellte der St. Galler Felix Lämmler einen Weltrekord auf, als er den Wasserfall in einem Kayak hinunterfuhr. Ganz schmerzfrei war es wohl nicht, da Lämmler die steile Wand im freien Fall hinuntersauste. Diese Wanderung führt von der Schwägalp zu eben diesem Wasserfall, der auch als Kraftort gilt. Der Wanderweg führt unter der Schwebebahn hindurch und leitet einen in Richtung Potersalp. Dabei führt er durch offenes Gelände. Rechts erheben sich die Felswände der nördlichen Säntiskette mit dem vorstehenden markanten Öhrli, den Kletterbergen der Altenalptürme und dem Schäfler. Auf den Gemeinschaftsalpen der Potersalp findet jährlich zur Alpzeit die «Potersalpstobede» statt, ein traditionelles Fest mit Tanz und Musik. Weiter geht es in Richtung Oberer Borstböhl und hinunter, vorbei am Schwizerälpli und Grossberndli, in den Wald. Ein ausgiebiger Waldabschnitt bringt die Wandernden nach Lehmen. Spannend ist, dass dieser Wegabschnitt zunächst über dem Leuenfall vorbeiführt und einen immer wieder kurze Blicke auf das hügelige Appenzellerland erhaschen lässt. Der Waldgasthof Lehmen bietet sich für eine gemütliche Pause mit Verpflegung an. Anschliessend wird endlich der Leuenfall besichtigt. 34 Meter stürzt das Wasser des Bernlibaches in die Tiefe und vereinigt sich kurz darauf mit dem Wissbach. Es gilt, einen kurzen Abstecher auf der linken Seite des Wanderwegs zu machen. Über den Wissbach gelangt man zum Berggasthaus Ahorn, ein weiterer Ort zum Einkehren. Nun geht es abwechslungsreich durch Wälder und offenes Gelände, durch Täler und über Hügel auf etwas Hartbelag in Richtung Weissbad. Dabei streift man vorerst nur einzelne Alphütten, bis das Gebiet nach und nach dichter besiedelt wird. Noch vor Weissbad präsentiert sich ein herrliches Panorama mit Aussicht auf den Hohen Kasten und den Kamor. Die Wanderung endet entweder bei der Halstestelle Appenzell, Sonnenhalb bei Rechböhl oder auch im Dorf Weissbad.

Imposante Seerenbachfälle
Den Startpunkt dieser Wanderung erreicht man, indem man als Erstes in einem kleinen Schiff von Murg übers Wasser des Walensees nach Quinten gleitet. Das Dorf ist sonst nur zu Fuss erreichbar und somit autofrei. Ungefähr drei Dutzend Einwohner zählt dieser Ort, der eingebettet zwischen Walensee und Churfirsten sogar etwas an skandinavische Fjorde erinnert. Durch seine Lage an der Sonnenseite weist Quinten aber auch ein südländisches Klima mit hoher Biodiversität auf. Dies ist ideal für den Rebbau. Nach einer knappen halben Stunde steigt der Wanderweg durch einen Mischwald in Richtung Fulenbach an. Zwischendurch lässt sich immer wieder einen Blick auf den tiefblauen Walensee erhaschen. Der Wanderweg ist in steiles Gelände gelegt und bei den heiklen Passagen – an einer Stelle sogar durch eine Galerie – gesichert. Die Wanderung wird dann auf leicht abfallendem Gelände fortgesetzt. Auf halbem Weg zu Betlis bietet sich die Gelegenheit zur Rast an einer schön gelegenen Feuerstelle. Gegen Seeren öffnet sich die Umgebung langsam und die Wandernden erreichen nach einem kleinen Aufstieg die Seerenbachfälle. Eindrücklich, wie das Wasser von einem der höchsten frei fallenden Wasserfälle der Welt stürzt. Alle drei Stufen des Wasserfalls messen zusammen nämlich fast 600 Meter. Auf dem weiteren Wegverlauf in Richtung Betlis lassen sich die Kaskaden noch besser beobachten. Nach dem Landgasthof Paradiesli gibt es einen erneuten Aufstieg über Schöpfsagg, an einem kleinen Stausee vorbei, zur Postautohaltestelle in der Kurve von Lehni.

Durchs Ofenloch auf die Schwägalp AR

Blueschtwandern vom Thurtal an den Bodensee

Aussicht auf das Hegauer Kegelspiel

St. Galler Brückenweg
Die Sitter hat sich rund um St. Gallen einen Geländeeinschnitt geschaffen: das Sittertobel. Dies erforderte die Erstellung von Verkehrswegen und die Konstruktion von Brücken. So ist St. Gallen eine der brückenreichsten Städte der Schweiz. Ob Mauerwerk, Holzbrücke, Stahlkonstruktion oder Betonbau - Brücken in all ihren Formen und Bauarten trifft an, wer auf dem St. Galler Brückenweg unterwegs ist. Schon nach wenigen Minuten wird von der Bushaltestelle Spisegg die erste Brücke unterquert: das Sitterviadukt der A1. Vor Rechen erfolgt eine Überquerung der Sitter auf dem im Volksmund «Ganggelibrogg» genannten Hängesteg aus dem Jahre 1882. Weiter der Sitter folgend führt die Wanderung unter der Fürstenlandbrücke durch, welche die dahinterliegende Kräzernbrücke 1941 als Hauptverkehrsachse ersetzt hat. Die Kräzernbrücke aus dem Jahre 1811 hat allerdings noch nicht ausgedient und wird noch heute genutzt. Das nun engere Sittertobel wird im Bereich Kubel von gleich zwei Bahnbrücken überquert: Ein Steinbogenviadukt, welches von SBB Zügen zwischen St. Gallen und Gossau überquert wird und ein ca. 100 m hohes Viadukt der Südostbahn auf der Strecke nach Herisau. Nach der erneuten Überquerung der Sitter über eine gedeckte Holzbrücke aus dem Jahr 1800, steigt der Weg an und führt über offenes Land mit vereinzelten Häusern zum Störgel. Dort erfolgt eine Talüberquerung über die Fachwerkbrücke Haggen-Stein. Von hier ist der Bahnhof Haggen in Kürze zu erreichen. Längere Variante: Wer noch länger wandern möchte, biegt nach der Brücke Haggen-Stein rechts ab und gelangt nach einer weiteren Stunde durch das bewaldete Tal, wo der Wattbach fliesst, ins Riethüsli. Von hier aus geht es mit den Appenzeller Bahnen oder dem Bus zum St. Galler Hauptbahnhof.

Treppensteigen im oberen Tösstal

Zur Riesenrutschbahn auf dem Rosinli

Übers Schnebelhorn und den Dägelschberg
Viele Wege führen aufs Schnebelhorn. Der mit 1291 Metern höchste Berg im Kanton Zürich ist ein beliebtes Ausflugsziel, denn die Aussicht von hier auf den Zürichsee, das Tösstal und die Alpen ist fantastisch. Den schönsten Zustieg aber haben die St. Galler: Mit Start in Libingen im Toggenburg erklimmt man den Gipfel über den lang gezogenen Rücken des Laubbergs - über Wiesen, die im Frühling vor lauter Blumen überquellen. Auf dem Schnebelhorn angekommen reibt man sich die Augen: steile Abhänge, Wälder und Tobel allenthalben. Ist das wirklich der Kanton Zürich? Im Quellgebiet der Töss zeigt er sich von seiner wilden Seite. Vor über 100 Jahren hat der Kanton hier alle Bauernhöfe mitsamt dem Land gekauft und auf 800 Hektaren Fläche Schutzwald angelegt, um das Tösstal vor Überschwemmungen zu schützen. Die in ausgesprochen armen Verhältnissen lebenden Bauern wurden zu Waldarbeitern. Eingerichtet wurde weiter ein Wild- und Pflanzenschongebiet; es sichert das Überleben von Gämsen und Auerhühnern sowie vieler seltener Blumen und Gräser. Kaum verwunderlich, fühlt sich in dieser Wildnis seit bald 20 Jahren auch der Luchs wohl. Dägelschberg heisst die nächste Station auf der Wanderung. Der anschliessende steile Waldabstieg zur Tössscheidi ist einer der wenigen weiss-rot-weiss markierten Bergwege in Zürich. Zu Recht: Ein paar Passagen sind kettengesichert. Noch eindrücklicher wird das Erlebnis im Wiederaufstieg Richtung Bruederegg: Der Tiefblick in die Schlucht der Vordertöss ist einzigartig. Ist über Vorderhessen die Wolfsgrueb erreicht, steht der letzte Höhepunkt der Tour an: der Abstieg durch das Sagenraintobel - über unzählige Brücken - nach Wald.

Durchs untere Tösstal
Kollbrunn liegt im Hinterland von Winterthur. Es lohnt sich, den Ort nicht sofort Richtung Bäntal zu verlassen, sondern erst einen Abstecher zur Töss zu machen. Flussaufwärts findet man einen alten Schwemmsteg, der so heisst, weil er sich bei Hochwasser öffnet und deshalb nicht weggeschwemmt wird. Die kurze Wanderung von Kollbrunn nach Zell ist dem Schaffen von Paul Burkhard gewidmet ist, dem Komponisten von so bekannten Werken wie der «Kleinen Niederdorfoper» oder dem «Schwarzen Hecht». Vom Schwemmsteg aus folgt man der Töss weiter flussaufwärts, überquert die Hauptstrasse und die Eisenbahnlinie und stösst in Richtung Friedhof auf den Wanderweg ins Bäntal. Erst führt er über einen von Wiesen gesäumten Feldweg. Dann verschwindet er im hellgrünen Frühlingswald. Entlang des Bäntalbachs - bei trockenem Wetter ist er ein Bächlein - steigt der Weg die Schlucht bis zur Abzweigung Richtung Tüfelschilen hoch. Hinter dem Namen verbirgt sich ein ehemaliger Tuffsteinbruch. Wasser tröpfelt über den mit Moos bewachsenen Tuffstein, was die gelbliche Farbe des Steins und das Grün der Moose zum Glitzern bringt. Ausgangs der Schlucht liegt eine Ebene mit den beiden Weilern Ober- und Unterlangenhard. Man folgt links dem Waldrand bis zu einer T-Kreuzung, wo der Weg rechts nach Oberlangenhard abzweigt. Hier lebte Burkhard von 1959 bis zu seinem Tod im Jahr 1977. Ab hier führt der Paul-Burkhard-Themenweg nach Zell hinunter. Durchs schmucke Dörfchen Zell und vorbei an der Dorfkirche, in der die «Zäller Wienacht» uraufgeführt wurde, gelangt man zur Bahnstation Rämismühle-Zell.

Von Gais nach Stoss und zurück
Auf der winterlichen Rundwanderung zwischen Gais und Stoss erlebt man eindrückliche landschaftliche Kontraste. Die erste Hälfte der Tour führt durch eine märchenhaft verschneite Winterlandschaft, in der mächtige Tannen kräftige Akzente setzen. Ganz anders ist der zweite Teil: Er verläuft an sonniger Lage und bietet eine traumhafte Aussicht über die Hochebene und zum Alpstein. Es empfiehlt sich, die Rundwanderung wie hier beschrieben im Gegenuhrzeigersinn zu unternehmen. Vom Bahnhof Gais geht es zunächst in südöstlicher Richtung zur aussichtsreichen Hohegg. Über Oberzwislen gelangt man danach in die Nähe des Langlaufgebiets. Den Loipenraum betritt man jedoch nicht: Der gepfadete Winterwanderweg ist ausserhalb davon angelegt. Auf verschneiten Strässchen und Wegen ohne grosse Höhendifferenzen wird die Hochebene überquert. Besonders reizvoll ist es, wenn frischer Schnee auf den locker gruppierten Bäumen liegt. Die Gegend erinnert dann in ihrer stillen Weite eher an die kanadische Taiga als an den Schweizer Voralpenraum. Im Gebiet Rietli wechselt die Landschaft ihr Gesicht grundlegend. Nachdem man den Wald hinter sich gelassen hat, weitet sich im Osten die Sicht auf die Gipfel Vorarlbergs. Am Langlaufzentrum vorüber gelangt man zur Bahnlinie und erreicht nach dem Überqueren der Gleise in wenigen Minuten die Schlachtkapelle und das Denkmal am Stoss. Vorerst auf gleichem Weg geht es zurück nach Rietli, von dort an leicht erhöhter Lage weiter Richtung Gais. Den höchsten Punkt der Wanderung erreicht man nahe der Wegkreuzung Unter der Egg. Von da an geht es stets leicht abwärts. Der letzte Abschnitt der Route führt quer durch das Dorf Gais. Das Ortsbild ist von zahlreichen traditionellen Holzhäusern mit geschweiften Giebeln geprägt.

Über den Imebärg zum Stäälibuck
Diese aussichtsreiche, zum Teil auf Hartbelag verlaufende Wanderung führt an geschichtsträchtigen Orten mit Höhen- und Altersrekorden vorbei. In Lustdorf folgt man dem Wanderweg-Wegweiser in Richtung „Wetzikon - Affeltrangen". Nach dem Getschhuuserweier führt die Route in einem sanften Anstieg auf den Imebärg. Bei einer grossen Sitzbank kann man durch eine grosse Lücke im Wald zum Picknicken den eindrücklichen Alpenkranz bewundern. Über die Ländereien des Schlosses Sonnenberg wandert man auf den Gutshof und auf das weithin sichtbar thronende Schloss zu. Seit dem 13. Jahrhundert wurde es immer wieder angegriffen, zerstört, verbrannt und wieder aufgebaut. Heute ist das stattliche Gebäude in Privatbesitz und kann nicht besucht werden. Bei Renovationsarbeiten wurden Knochen und Werkzeuge aus der Stein- und Bronzezeit gefunden. Diese Funde bezeugen, dass sich hier die älteste, bisher bekannte Siedlung im Kanton Thurgau befindet. Der Hofladen des Schlossguts bietet kleine Zwischenverpflegungen an, die man unter mächtigen Bäumen auf einer schönen Aussichtsterrasse geniessen kann. Dank der sonnenexponierten Lage herrscht hier ein besonders günstiges Klima für wärmeliebende Pflanzen- und Insektenarten. Bei Dingehart steht man nach einem kurzen Aufstieg auf dem Stäälibuck-Aussichtsturm. Er gilt als einer der ältesten Stahlfachwerktürme der Schweiz. Bei guter Fernsicht sieht man von den Vogesen über den Schwarzwald bis zu den Berner Alpen. Wegen dieser ausgezeichneten Weitsicht wurde er im Zweiten Weltkrieg als Fliegerbeobachtungsposten genutzt. Mehrere Grillplätze laden zum Bräteln ein, bevor man dem Wanderweg durch das lauschige Mülitöbeli hinunter nach Frauenfeld folgt.