Wandern im Wallis
Zur Galmihornhütte im Goms
Am Fusse des Ofenhorns
Zu Besuch bei den Walsern
Unbekanntes Rappetal
Das Rappetal ist das Nachbartal des Binntals. Es wird von einem dichten Wald und einer tiefen Schlucht von Mühlebach und Ernen abgeschnitten, die sich an seinem Eingang befinden. Und weil das spektakuläre Binntal eben nur einen Steinwurf entfernt liegt, wurde das Rappetal nie von den grossen Massen entdeckt. Gerade das macht seinen Charme aus. Es ist nämlich durchaus möglich, dass man bei der Erkundung dieses wilden und etwas kargen Tals keinem Menschen begegnet. Ausser vielleicht einem Hirten. Ausserdem muss man sich das Rappetal erst verdienen, von Ernen aus führt kein Weg an dem langen und etwas eintönigen Aufstieg durch den Wald vorbei. Hat man aber erst den Niederärner Chäller erreicht, ist die Belohnung umso grösser. Satte Wiesen, ein plätschernder Bergbach, steile Hänge auf beiden Seiten, an denen die Lärchen im Herbst gelb leuchten. Beim Aufstieg Richtung Lärch kommen dann noch verlockende Heidelbeerfelder hinzu. Neben einigen alten Ställen, einer kleinen Hirtenhütte und ein paar Zäunen weist wenig auf die Zivilisation hin. Das ändert sich erst bei Chäserstatt, der Bergstation der stillgelegten Seilbahn, wo man im gleichnamigen Restaurant auch einkehren kann. Nun geht es wieder steil und waldig hinunter ins pittoreske Mühlebach. Wer zwischen Mühlebach und Ernen den kleinen Umweg über den Mosshubel macht, kommt über verschlungen anmutende Pfade zu den Überresten des einstigen Galgens. Die imposanten Steinpfosten, über die früher Holzbalken zum Anknüpfen des Stricks gelegt wurden, sind auch von Ernen aus gut sichtbar und mahnen an die düstere Vergangenheit.
Von der Fafleralp zur Anenhütte (VS)
Höchste Wanderung Europas
Verlängerte Südrampe
Wandern auf Asphalt und Beton macht wenig Freude. Um die Wanderfüsse zu schonen, wurde die Lötschberger Südrampe verlängert und führt heute über spektakuläre Natursteintreppen und entlang der Drieschtneri-Suone nach Naters. Vorher hiess es oberhalb von Brigerbad: runter ins Tal und von dort aus auf der asphaltierten Strasse bis nach Brig. Die Interessengemeinschaft Wanderweg Lötschberger hat mit dem Projekt eine hartbelagsfreie Netzlücke geschlossen und deshalb 2014 den Prix-Rando-Sonderpreis für hartbelagsfreie Wanderwege erhalten. Der Wanderklassiker startet in Hohtenn. In Lalden Bahnhof beginnt die Verlängerung, ab Anstieg Brigerbad, beim Rastplatz mit Holztischen, sind alle Wege neu gebaut. Der erste Bahnwanderweg Europas ist aber nicht nur etwas für Bähnler: Das neue Teilstück führt mehrheitlich weit oberhalb der BLS-Strecke durch, mitten durch den Schutzwald. Die Sonne brennt heiss am Südhang - ohne die vielen Bewässerungsleitungen und Suonen am Wegrand gäbe es keinen Schutzwald. Und ohne diesen wäre die Bahnlinie - und natürlich auch der aufwendig gebaute Wanderweg - Steinschlag und Erosion direkt ausgesetzt. Aus den Bewässerungsleitungen spritzt einen Tag pro Monat Wasser: im Sommer auch für Wandernde eine angenehme Erfrischung. Rund 825 Treppenstufen über kunstvolle Natursteintreppen legen Wanderinnen und Wanderer bis Naters zurück - diese gehen zwar in die Beine, sind aber ein Erlebnis für sich und bieten viele reizvolle Ausblicke in den Talboden. Trockensteinmaurer aus dem ganzen Wallis haben die kleinen Wanderkunstwerke auf traditionelle Bauweise erstellt. Erst in Naters kommen Wandernde wieder mit Hartbelag in Kontakt. Der schöne Dorfkern macht den Weg an den Briger Bahnhof aber wieder wett.
«Route des Diligences» im Vallée du Trient
Zu Besuch bei den Zugvögeln
Hochalpines Ambiente
Ein Alpentaxi fährt die Wandernden von Lourtier im ursprünglichen Val de Bagnes bequem hinauf zur aussichtsreichen Cabane Marcel Brunet, dem Startpunkt der Wanderung. An einigen wettergegerbten Arven vorbei, führt der Weg abwechslungsreich hinauf zur Schwemmebene von Pron Sery. Vom benachbarten Col des Avouillons öffnet sich ein fantastischer Blick über den Glacier de Corbassière, der sich wie ein erstarrter Fluss talwärts wälzt. Dieser kaum schuttbedeckte Talgletscher ist der fünftlängste Eisstrom der Schweiz. Im Abstieg zur linken Ufermoräne des Gletschers ist in den blumenreichen Blaugrashalden am Pfad das seltene Alpen-Helmkraut anzutreffen. Seine etwas gedrängten blauen Lippenblüten ähneln jenen der bekannteren Taubnessel. Vom Moränenkamm - schier unglaublich, dass um 1850 hier der Gletscherrand lag - gehts nordostwärts hinab zur neuen Passarelle über den Gletscherabfluss vor der Eiszunge. Der Moränen- und Gletscherweg ist offiziell gesperrt. Über La Tsessette steigt man nun zur Cabane FXB Panossière auf. Von der nahen Hüttenterrasse lassen sich das prachtvolle Hochgebirgspanorama um den Grand Combin und die flache, fast einen Kilometer breite Gletscherzunge geniessen. Neben einer Übernachtung in der Hütte wäre auch die Querung des Col des Otanes zur Staumauer von Mauvoisin (2 h 45 min) sehr attraktiv. Für den Rundweg steigt man neben den Moränen nach Plan Goli ab. Altersbestimmungen und Grabungen an den zahlreichen, teils parallelen Moränenwällen ermöglichten es, die Gletschergeschichte des Glacier de Corbassière zu rekonstruieren. Beim Pt 2233 folgt die Wegabzweigung zurück zur Cabane Marcel Brunet. Nach Querung der markanten Moräne führt der Weg durchs Gletschervorfeld und mitten durch die vom Eis geschliffenen Felsen zu einer Brücke über den Glet-scherabfluss und via La Maya sowie eine weitere neue Brücke (Dyure de Séry) zurück zur Cabane Marcel Brunet.
Goldrausch am Simplon
Über die Gemmi
Zur Buvette von Ovronnaz
Bekannt ist der kleine Ferien- und Kurort Ovronnaz hoch über dem Rhonetal nicht zuletzt für sein Thermalbad. Noch angenehmer, als es ohnehin schon ist, wird das Eintauchen ins warme Wasser nach einem Ausflug in die Umgebung. Ein schönes Ziel für eine Wanderung, mit Wander- oder Schneeschuhen, ist die Buvette de Loutze. Die Strecke, die zum Teil einem Fussweg folgt, ist präpariert und gut signalisiert (pink). Vom Centre nordique aus geht es zwischen Tannen und Lärchen stetig hinauf. Plötzlich ist der Wald zu Ende, und vor den Augen des Wanderers entfaltet sich auf den nächsten paar Hundert Metern bis zum Croix de Loutse ein herrliches Panorama. Von nun an bilden mächtige Berge und Felsen die Kulisse der Wanderung. Der Blick schweift Richtung Süden auf das Rhonetal und die Kette der Walliser Alpen. Beeindruckende Gipfel, die jedoch zu weit entfernt sind, um alle Details erkennen zu können – ganz im Gegensatz zum Petit Muveran, der in Marschrichtung direkt vor einem liegt. Das Ziel des Ausflugs ist nun nicht mehr fern. Kurz vor der Buvette de Loutze führt der Weg an einer Käserei vorbei. Diese ist zwar im Winter geschlossen, doch im nahe gelegenen Bergrestaurant kann man ihre Erzeugnisse das ganze Jahr über geniessen. Bei Hervé Crittin, seit 18 Jahren Wirt der Buvette, ist der Käse seines Nachbarn sowohl zum Mitnehmen als auch als Fondue oder auf einem Walliser Teller erhältlich. Besonders gut schmeckt er bei schönem Wetter auf der kleinen, windgeschützten Terrasse. Für den Rückweg bietet sich der Pfad Richtung Colonie an, der sich durch den Wald hinunter nach Ovronnaz schlängelt.
Unterwegs im Goms 1
Unterwegs im Goms 2
Schneeschuhtouren im Goms haben ihren besonderen Reiz. Die Ausgangspunkte der Touren liegen auf dem offenen und lichtdurchfluteten Talboden, doch schon bald verschwinden die meisten Routen in einem weiten Wald, der die Hänge fast lückenlos und über 700 Höhenmeter bedeckt. So wird man eine geraume Zeit und meist auf einer Waldstrasse in die Höhe stapfen – ein beruhigendes und fast meditatives Erlebnis. Auf etwa 2000 Metern dann tritt man wieder ins Freie und hat das ganze lang gezogene Tal zu Füssen sowie unzählige Drei- und Viertausender im Panorama. Eine nicht zu schwierige und auch nicht zu lange Tour führt von Münster, einem der grössten Dörfer des Tales, hoch zur Galmihornhütte auf 2113 Metern. Diese wurde 1934 vom Skiclub Münster erbaut, um eine Basis für die beliebten Skirennen vom Gebiet der Hütte hinunter nach Münster zu haben, und nach einem Vollbrand 1985 neu erbaut. Der Bahnhof Münster liegt am unteren Dorfende. Am oberen Ende des Dorfes angelangt, unterhalb der auf einem Hügel stehenden St. Antonius-Kapelle, ist es Zeit, die Schneeschuhe anzuschnallen. Für den Aufstieg durch den Bawald gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste Variante führt in langen Kehren auf einer Forststrasse bis zum Punkt 1887 beim Judestafel. Alternativ kann man den Kapellenhügel östlich umgehen und bei den beiden Brücken über den Minstigerbach in den Wald hoch und nun in vielen Zickzackkehren zum Judestafel hinaufsteigen. Bei Punkt 1637 lässt sich von dieser Alternative auch auf die Waldstrasse wechseln. Vom Judestafel führt der Aufstieg über den breiten Rücken und, nun oberhalb der Waldgrenze, zur Galmihornhütte. Die letzte Kehre der Forststrasse unter den Lawinenverbauungen ist nicht sicher; und auf jeden Fall sollte die Lawinensituation beachtet werden.
Den Suonen entlang
Im Banne des Matterhorns
Zum Chaltwassergletscher
Die Wanderung beginnt am Simplonpass, dem geschichtsträchtigen Übergang vom Wallis nach Italien. Vom Hospiz steigt der Bergwanderweg ostwärts zu einer Wasserleitung an. Den munter plätschernden Bach entlang gehts weiter mit Blick ins Rhonetal und gegen die markanten Zacken der Berner Alpen. Schon bald wechseln die grünen Matten zu einer Stein‑ und Felswüste, die der weiss leuchtende, stark abgeschmolzene Chaltwassergletscher in den letzten rund 160 Jahren freigegeben hat. Nach dem Traversieren etlicher Schmelzwasserbäche erreicht man schon bald die imposante 1850er‑Ufermoräne. Im Chaltwassertäli führt der Weg Richtung Chaltwasserpass hoch. Auf knapp 2800 m ü.M. öffnet sich der Blick gegen Osten: In einer eisfrei gewordenen Mulde ist ein türkisfarbener See entstanden und links oberhalb thront bereits die Monte‑Leone‑Hütte. Hier faszinieren die farbenfrohen Gesteine und auch die Pionierflora setzt prächtige Farbtupfer. Wer noch Zeit und Kraft hat, sollte von der Hütte unbedingt den Aussichtsbalkon zehn Minuten weiter östlich aufsuchen. Der Blick gegen die Eisabbrüche und der Tiefblick gegen die Alpe Veglia in Italien ist spektakulär. Danach gehts etwa höhenparallel auf einem schuttreichen Pfad hinüber zur Mäderlicke, dem höchsten Punkt der Tour. Nach einem letzten Blick zurück auf den Monte Leone windet sich der Weg steil durchs Bodmertälli hinunter mit einer Weitsicht ins Rhonetal und auf die formschöne Pyramide des Bietschhorns. Bei Punkt 2307 dreht der Weg zuerst westwärts ab (Achtung: Abzweigung nicht verpassen). Durch lichten Lärchenwald absteigend wird schliesslich im Unners Schallbett die Bushaltestelle erreicht.