Zwischen Felsen und Flüssen

Zwischen Felsen und Flüssen
Ob wuchtig ins Tal tosend oder lieblich in den Bach plätschernd, diese Wasserfälle erfrischen Ihren Wandertag. Wir haben zehn Wandervorschläge, welche Sie zu Wasserfällen führen, die Ihre Sinne beleben. Erleben Sie die Faszination des fallenden Wassers und tauchen Sie in die erfrischende Atmosphäre ein.

Versteckter Wasserfall

Zur Arena der Wasserfälle bei Batöni
Vom kleinen Walserdorf Weisstannen führt der Wanderweg Richtung Batöni ins zerklüftete Tal des Gufelbachs. Vor der Alp Sässli wird der Weg sehr steil, flacht jedoch bald wieder ab. Höher oben erfordert der abschnittsweise schmale Pfad bei Hangquerungen etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Das Tal verengt sich immer mehr, der Schnee bleibt hier im Schatten bis im Sommer liegen. Nach einer Wegbiegung öffnet sich die Wasserfall-arena Batöni. Elegant spannt sich die Hängebrücke vor den Wasserfällen über die rauschenden Wassermassen.
Die 45 Meter lange Hängebrücke ersetzt drei Bachübergänge, die nach jedem Unwetter weggerissen und zeitintensiv wieder aufgebaut werden mussten. Die neue Brücke im tibetischen Stil sichert den beliebten Übergang auf dem Sardona-Welterbe-Weg vom Weisstannen- ins Calfeisental. Beim östlichen Brückenkopf wartet ein Brückenbuch auf die Einträge der Besucher. Von den Felswänden hallt das Rauschen der drei Wasserfälle und der fünf Wildbäche, die sich in dieser Felsenarena zum Gufelbach vereinen.
Der Rückweg führt auf derselben Route und erfordert nach der Alp Sässli auf dem steilen Abschnitt mit losen Steinen nochmals etwas Konzentration.

Am Wasserfall vorbei auf die Engstligenalp
Jahr für Jahr wandern in Adelboden rund 500 Kühe auf die Engstligenalp. Sie tun es natürlich nicht des Wanderns willen, sondern der frischen Bergkräuter wegen, die oben auf der Alp auf sie warten. Interessierte Wanderer und Wanderinnen können mit den Tieren den Aufstieg über 600 Höhenmeter auf eigene Verantwortung mitgehen. Es ist eindrücklich, mitzuerleben, wie die wuchtigen Tiere zügig Schritt für Schritt den Weg in der Felswand meistern. Immer wieder gibt es Ausweichstellen, von wo aus man die Einerreihe der Kühe beobachten und fotografieren kann und zuschauen, wie sie Spitzkehre für Spitzkehre meistern. Auch das von der Sonne erleuchtete Frutigtal und die beiden Entschligefälle sind zu sehen.
Der Weg ist auch an allen anderen Tagen attraktiv zu wandern. Es ist eine anstrengende Wanderung, doch wenn man nicht zwischen Kuhherden unterwegs ist, die das Tempo vorgeben, kann man sich ja Zeit nehmen. Der Weg ist steil und schattig. Da ihn Kühe meistern müssen, ist er breit und deshalb gut zu gehen, auch wenn Schwindelfreiheit vorausgesetzt werden muss. Etwa in der Hälfte biegt ein schmaler Bergwanderweg rechts ab, der direkt zum oberen Enschtligefall führt. Wer die dortige kleine Brücke überquert, spürt die Kraft des Wassers hautnah.
Schliesslich erreicht man die Ebene der Engstligenalp. Hier gibt es für die Kühe kein Halten mehr, die Sennen lassen sie ziehen. Denn jede Kuh weiss genau, zu welcher Alphütte sie gehört. Und natürlich auch, wo die saftigsten Bergkräuter wachsen.

Imposante Seerenbachfälle
Den Startpunkt dieser Wanderung erreicht man, indem man als Erstes in einem kleinen Schiff von Murg übers Wasser des Walensees nach Quinten gleitet. Das Dorf ist sonst nur zu Fuss erreichbar und somit autofrei. Ungefähr drei Dutzend Einwohner zählt dieser Ort, der eingebettet zwischen Walensee und Churfirsten sogar etwas an skandinavische Fjorde erinnert. Durch seine Lage an der Sonnenseite weist Quinten aber auch ein südländisches Klima mit hoher Biodiversität auf. Dies ist ideal für den Rebbau. Nach einer knappen halben Stunde steigt der Wanderweg durch einen Mischwald in Richtung Fulenbach an. Zwischendurch lässt sich immer wieder einen Blick auf den tiefblauen Walensee erhaschen. Der Wanderweg ist in steiles Gelände gelegt und bei den heiklen Passagen – an einer Stelle sogar durch eine Galerie – gesichert. Die Wanderung wird dann auf leicht abfallendem Gelände fortgesetzt. Auf halbem Weg zu Betlis bietet sich die Gelegenheit zur Rast an einer schön gelegenen Feuerstelle. Gegen Seeren öffnet sich die Umgebung langsam und die Wandernden erreichen nach einem kleinen Aufstieg die Seerenbachfälle. Eindrücklich, wie das Wasser von einem der höchsten frei fallenden Wasserfälle der Welt stürzt. Alle drei Stufen des Wasserfalls messen zusammen nämlich fast 600 Meter. Auf dem weiteren Wegverlauf in Richtung Betlis lassen sich die Kaskaden noch besser beobachten. Nach dem Landgasthof Paradiesli gibt es einen erneuten Aufstieg über Schöpfsagg, an einem kleinen Stausee vorbei, zur Postautohaltestelle in der Kurve von Lehni.

Zweitagestour zur Geltenhütte
Die Umgebung der Geltenhütte ist ein riesiger Spielplatz für Familien: Zwei Schwemmebenen laden zum Baden und Spielen ein, mehrere Wasserfälle können hautnah besucht werden. Im Herbst pflücken mutige Kinder gar erste Eiszapfen. Da lohnt es sich, genügend Zeit zu haben. Und das ist der Fall auf dieser Zweitageswanderung. Sie beginnt am berühmten Louwenesee bei Gstaad, folgt die ganze Zeit dem Gältebach. Langweilig wird es nie: Wasserfall folgt auf Wasserfall, Picknickplatz auf Spielplatz, und im unteren Teil hat es genügend Holz fürs Bräteln. Die Wanderung überwindet in zwei Stufen rund 600 Höhenmeter, dazwischen liegt ein flaches Tälchen, der Undere Feisseberg, an dessen Ende der imposante Gälteschutz stiebt. Besonders der zweite Aufstieg ist für Kinder konditionell anstrengend und auch technisch fordernd. Im oberen Drittel führt er hinter einem kleinen – manchmal aber auch ausgetrockneten – Wasserfall hindurch. Abschüssige Stellen gibt es kaum. Dafür sind die Ausblicke auf die Berge rundherum eindrücklich. Mehrmals beeindruckt der Bach, dessen Wasser sich tief in den Stein gefressen hat. Mit vielen Eindrücken im Kopf erreicht man schliesslich die Unterkunft. Die wunderschön gelegene Geltenhütte des Schweizer Alpen-Club ist gut für Familien eingerichtet.

Die Anziehungskraft des Leuenfalls
Imposant ist anzusehen, wie das Wasser des hohen Leuenfalls in die Tiefe stürzt. 2007 stellte der St. Galler Felix Lämmler einen Weltrekord auf, als er den Wasserfall in einem Kayak hinunterfuhr. Ganz schmerzfrei war es wohl nicht, da Lämmler die steile Wand im freien Fall hinuntersauste. Diese Wanderung führt von der Schwägalp zu eben diesem Wasserfall, der auch als Kraftort gilt. Der Wanderweg führt unter der Schwebebahn hindurch und leitet einen in Richtung Potersalp. Dabei führt er durch offenes Gelände. Rechts erheben sich die Felswände der nördlichen Säntiskette mit dem vorstehenden markanten Öhrli, den Kletterbergen der Altenalptürme und dem Schäfler. Auf den Gemeinschaftsalpen der Potersalp findet jährlich zur Alpzeit die «Potersalpstobede» statt, ein traditionelles Fest mit Tanz und Musik. Weiter geht es in Richtung Oberer Borstböhl und hinunter, vorbei am Schwizerälpli und Grossberndli, in den Wald. Ein ausgiebiger Waldabschnitt bringt die Wandernden nach Lehmen. Spannend ist, dass dieser Wegabschnitt zunächst über dem Leuenfall vorbeiführt und einen immer wieder kurze Blicke auf das hügelige Appenzellerland erhaschen lässt. Der Waldgasthof Lehmen bietet sich für eine gemütliche Pause mit Verpflegung an. Anschliessend wird endlich der Leuenfall besichtigt. 34 Meter stürzt das Wasser des Bernlibaches in die Tiefe und vereinigt sich kurz darauf mit dem Wissbach. Es gilt, einen kurzen Abstecher auf der linken Seite des Wanderwegs zu machen. Über den Wissbach gelangt man zum Berggasthaus Ahorn, ein weiterer Ort zum Einkehren. Nun geht es abwechslungsreich durch Wälder und offenes Gelände, durch Täler und über Hügel auf etwas Hartbelag in Richtung Weissbad. Dabei streift man vorerst nur einzelne Alphütten, bis das Gebiet nach und nach dichter besiedelt wird. Noch vor Weissbad präsentiert sich ein herrliches Panorama mit Aussicht auf den Hohen Kasten und den Kamor. Die Wanderung endet entweder bei der Halstestelle Appenzell, Sonnenhalb bei Rechböhl oder auch im Dorf Weissbad.

Im Galterengraben bei Freiburg
Wenige Minuten von Alterswil entfernt, taucht die Wanderroute in den überraschend unberührten Galterengraben. Obwohl vor den Toren von Freiburg gelegen, scheint die Zivilisation hier unten weit weg zu sein. Bei Nässe erfordert der stufenreiche Weg etwas Trittsicherheit. Alte, ehrwürdige Mühlengebäude und abwechslungsreiche Bachlandschaften lassen die Wanderstrecke viel kürzer erscheinen.
Der Wanderweg wurde bei St. Ursen immer wieder von Rutschungen beeinträchtigt. Um zukünftige Sperrungen zu vermeiden, wurde er auf das andere, flachere Ufer verlegt. Für diese neue Wegführung waren zwei Brücken erforderlich. Mit verlegten Brettern über dem Gitterboden überzeugen sie auch die vierbeinigen Mitwanderer.
Nach der Ameismühle folgen wilde Abschnitte mit überhängenden Sandsteinfelsen, Tuffquellen, Treppen, Brücken und kleinen Wasserfällen. Der Wald weicht zurück, und das von steilen Uferwänden gesäumte Tal wird wieder breiter. Nach den Fischzuchtbecken wird der Galterenbach zum Gottéron. Auf der Pont de Berne, einer alten, gedeckten Holzbrücke, überquert der Wanderweg die Saane und leitet durch die Altstadt mit ihren imposanten Sandsteinhäusern hinauf zum Bahnhof.

Über den Sirwoltusattel nach Visperterminen
Diese Ortsbezeichnung macht auf den ersten Blick neugierig: Sirwoltu. Sie gibt entlang dieser Wanderung einem Pass, einem Weiher, einem See, und einem Gipfel den Namen. Ist die Wanderung eine «sehr wohltuende», wie man den Begriff spontan aus dem Walliserdeutsch übersetzen möchte? Eher nicht, denn von Engeloch beim Simplonpass aus stehen 800 steile Höhemeter bis auf den Sirwoltusattel an. Der happige Aufstieg wird einem durch die liebliche Landschaft an der Baumgrenze und dem imposanten Wasserfall des Ritzibachs erleichtert. Auf einem kurzen Abschnitt in einem Felsband mit einer Leiter ist es etwas ausgesetzt. Dann erreicht man verschiedene Seen, jeder in einem anderen Blau- oder Grünton. Ein letzter Anstieg führt auf den Sattel mit Aussicht auf den Simplonpass und aufs Nanztal und – tief unten – die Gamsa, die man nun umwandert. Bei Obers Fulmoos wird es idyllisch: auf der Ebene fliessen mehrere Bäche, dazwischen wächst Wollgras und Moos. Über einige ausgesetzte Wegstellen folgt man nun lange Zeit der Heido-Suone. Immer wieder schrecken Murmeli auf und huschen durch die Flanke in ihre Löcher. Schliesslich ist der Gibidumsee erreicht, und eine eine gute halbe Stunde später Giw, die Bergstation der Luftseilbahn.
Alles in allem trotzdem eine sehr wohltuende Wanderung, auch wenn Sirwoltu etwas ganz anderes bedeutet. Sir kommt von italienisch «Siero» und bedeutet Molke, «volto» heisst gewendet. Es ist also die Flüssigkeit, in welcher der Käse während der Herstellung gewendet wird. Ob auf Sirwoltu früher gekäst worden ist?

Hochtalwanderung am Klausenpass
Die Wanderung beginnt auf der grössten Alp der Schweiz, dem Urnerboden. Krimifans werden die Umgebung aus der ersten Staffel «Wilder» sofort wiedererkennen. Die erste Hälfte führt dem Fätschbach entlang, links stets die markante Bergkette der Jegerstöck im Blick. Im Spätherbst laden unzählige zugefrorene Pfützen zum Kaputttreten oder Kieselstein-Boccia-Spielen ein; bei warmem Wetter bieten sich Plätze zum Planschen und Bräteln an. Nach einem kurzen Abschnitt auf der Klausenpassstrasse führt ein Pfad in den Wald hinauf. Durch den grün überwachsenen Boden wähnt man sich fast wie in einem Märchenwald. Oft ist der richtige Weg etwas schwer auszumachen. So können sich die Kinder als Detektive beweisen und ihn anhand der Wanderwegmarkierungen ermitteln.
Nach zweimaliger Überquerung der Passstrasse verläuft der Weg durch idyllische Wiesen abwärts, und man hat das eindrucksvolle Panorama des hinteren Glarnertals stets vor sich. Ein Abstecher zum tosenden Wasserfall Berglistüber darf natürlich nicht fehlen. Der Zugangsweg wurde mit Geldern aus dem Post-Förderpreis 2021 saniert. Im Spätherbst empfiehlt es sich, die Wanderung allenfalls in umgekehrter Richtung anzugehen, da die Sonne erst nach dem Mittag die ganze Hochebene des Urnerbodens bescheint.

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