Im Banne des Lötschbergs

Ausgabe 4/2020

Inhaltsübersicht

  • Ein zum Glück gescheiterter Traum
  • Schrecklich schöne Berge
  • Fabulastischer Brunch
  • «Beim Wandern bekommt man schliesslich Durst»
  • Unerkannte Wanderperle
  • Federlechte Gehilfen

Mal idyllisch, mal wild und gewaltig: Die Berge und Täler rund um den Lötschepass BE/VS beeindrucken. Bei Wanderwetter gibt es malerische Seen auf dem Pass, satte Bergwiesen im Gasteretal, einen tiefblauen Oeschinensee und einen imposanten Ausblick vom Gällihore. Bei Schlechtwetter reissende Bäche, Gletscherstürze und Steinschlag.

Ein zum Glück gescheiterter Traum

Zwei Bernburger träumten von einer gepflasterten Strasse über den Lötschepass, vorbei an vielen kleinen Seen wie diesem. Sie hatten die Rechnung ohne die Walliser gemacht. Bild: natur-welten.ch

Schon seit der Steinzeit wird der Lötschepass für den Übergang vom Kandertal ins Wallis genutzt. Ein Versuch, den Pfad zu einem befestigten Saumweg auszubauen, scheiterte allerdings kläglich. Vom Fiasko zeugt eine alte Bibel im Gasteretal. Sie wird bis heute vom jeweils ältesten Bewohner des Tals aufbewahrt.

Das Gasteretal liegt oberhalb von Kandersteg, am Fusse des Lötschepasses. Ganz hinten im Tal, zwischen der Blüemlisalpgruppe und dem Petersgrat, erstreckt sich der Kanderfirn; am unteren Ende der vergletscherten Hochebene entspringt die Kander. Auf dem Weg durch das relativ flache Tal hat der Fluss wunderschöne Auenlandschaften geschaffen.
Früher war das Gasteretal ganzjährig besiedelt. Das gehe heute nicht mehr, erklärt Christian Künzi. Die Zufahrt sei im Winter nicht sichergestellt, vom Herbst an gebe es zudem kaum mehr Trinkwasser. Seit 150 Jahren ist das Tal daher nur noch während des Sommers bewohnt, von Menschen, die als eine Art Halbnomaden leben: Sieben Monate im Jahr lebt Christian Künzi unten in Kandersteg. Den Sommer verbringt er im Gasthaus Steinbock, das seit dessen Gründung vor mehr als 100 Jahren im Besitz seiner Familie ist.

Geschenk mit Bedingung

Sein Berufsleben hat Künzi fast durchwegs in der Höhe verbracht, als Bergführer, Skilehrer und Dachdecker. Im Berghotel, das mittlerweile seine Tochter übernommen hat, arbeitet er nach wie vor tatkräftig mit. Der 80-Jährige ist der älteste Einwohner des Gasteretals – und damit gemäss einer alten Tradition der Hüter über die Gasterebibel. Sieben Kilogramm bringt das Buch auf die Waage. Für den schweren, dicken Wälzer hat die Talgemeinde, die Bäuert Gastere, schon vor langer Zeit eigens einen Tresor angeschafft. Nicht zum Schutz vor Dieben, sondern als feuersicherer Aufbewahrungsort.
Bei der Bibel handelt es sich um ein Geschenk. Vor über 300 Jahren übergab der Stadtberner Ulrich Thormann sie den Talbewohnern als Zeichen des Danks für die Gastfreundschaft, die sie ihm gewährt hatten. An die kostbare Gabe knüpfte er eine Auflage: Das Buch solle «allezeit» in der Obhut des jeweils ältesten Talbewohners sein. Christian Künzi verwahrt die Bibel seit 1996. Zuvor hütete sein Vater sie während rund 20 Jahren.

Ambitioniertes Projekt

Nicht nur mit seinem wertvollen Geschenk hat Thormann im Gasteretal Geschichte geschrieben. Er war auch eine der treibenden Kräfte hinter einem Projekt, mit dem der Lötschepass deutlich aufgewertet werden sollte. Gemeinsam mit Abraham von Graffenried, einem anderen Bernburger, veranlasste er im ausgehenden 17. Jahrhundert den Bau einer gepflasterten Strasse auf der Ostseite des Lötschegletschers. Der Lötschepass schlummerte damals in einer Art Dornröschenschlaf. Noch im Mittelalter war er die kürzeste Verbindung von Bern Richtung Simplon und Italien gewesen. 4000 Jahre alte Pfeilbogenfunde haben gezeigt, dass er bereits in prähistorischer Zeit begangen wurde. Doch dann legte man in der Gemmiwand bei Leukerbad einen neuen Fussweg an. So entstand in unmittelbarer Nachbarschaft ein Übergang von Bern ins Wallis, der deutlich leichter zu bewältigen war. In der Folge verlor der Lötschepass an Bedeutung...

Schrecklich schöne Berge

Die imposante Bergkulisse rund um den idyllischen Oeschinensee gehört zu den beliebtesten Wanderregionen der Schweiz und zum Weltkulturerbe der Unesco. Kann eine solch offensichtlich schöne Bergwelt als schrecklich gelten? Sie konnte es. Eine Wanderung durch die Geschichte der Wahrnehmung der Schweizer Berge.

Fabulastischer Brunch

Bienvenue in der Welt der Kofferwörter! Brunch, zusammengesetzt aus Breakfast und Lunch, kennen heute alle. Lindu ist neu und steht für Lina Dubied. Und mit Fribu sind die Freiberge gemeint, wo die junge Jurassierin ein fabulastisches Déjeupas anbietet. Jeden Sonntag.

«Beim Wandern bekommt man schliesslich Durst»

Mit «Bierwandern Schweiz» hat Monika Saxer einen sehr erfolgreichen Wanderführer geschrieben. Dies, obwohl sie nie die Absicht hatte, ein solches Werk zu verfassen. Die Zürcherin bekam das Wandern praktisch in die Wiege gelegt und engagierte sich schon früh in einer Männerdomäne – als Wanderleiterin.

Unerkannte Wanderperle

Die Fuorcla Grevasalvas liegt in einer geschichtsträchtigen Region, über deren Pässe zur Römerzeit und seit dem Mittelalter viel alpenquerender Handelsverkehr geflossen ist. Eine einsame Perle zwischen Oberhalbstein und Engadin.

Federlechte Gehilfen

Es gibt so viele Modelle, dass man mit ihnen Mikado spielen kann. Das braucht Geschicklichkeit, genauso wie die Wahl der passenden Wanderstöcke. Denn die Krux steckt im Detail: Das Testteam von WANDERN.CH hat genau hingeschaut und ist achtmal mit Stock über Stein gelaufen.