Auf in den Aargauer Frühling

Ausgabe 1/2020

Inhaltsübersicht

  • Ihre Majestät, die Aare
  • Die alten Römer und das schöne Leben
  • Es begann im Aargau
  • Geschichte, in Stein gehauen
  • Im Zeichen des Klimawandels
  • Mit viel Schnee leben gelernt
  • Die grauen Entlein der Ausrüstung

Der Aargau ist der Kanton der Aare: Vom Bruggerberg aus sieht man ihre Zuflüsse Reuss und Limmat. Und auch die Geschichte prägt den Kanton: Die Wanderung im Freiamt widmet sich den Habsburgern, die andere zwischen Aarau und Baden den Römern. Und in Staffelbach locken riesige Sandsteinhöhlen. Albertine Schuhmacher war immer schwarzgekleidet, und die Kinder fürchteten sich vor ihr. Heute lässt es sich trefflich gruseln – bei einer herzhaften Bauernhofplatte des Hofguts Oberwald SH. Rein in Schnee und Wasser. Auch im Winter ist Kneippen angesagt. In Flüeli LU im Wasser, oberhalb Sörenbergs im Schnee. Keine Angelegenheit für Gfrörli. Stürme und Murgänge nehmen zu, der Boden rutscht. Die Wandersaison verlängert sich. Wanderwegexperte Bernard Hinderling wagt im Interview einen Blick in die Zukunft des Wanderns.

Ihre Majestät, die Aare

Die kraftvolle Aare und ihre grossen Nebenflüsse Reuss und Limmat prägen die Landschaft des Kantons Aargau unübersehbar. Im Wasserschloss bei Brugg fliessen die drei Wasserläufe zum mächtigsten Strom der Schweiz zusammen. Den schönsten Blick auf diese Welt allgegenwärtigen Wassers geniesst man vom Bruggerberg aus.

Der Aargau ist der Wassernnabel der Schweiz: Hier fliessen die drei grössten Alpenflüsse zusammen, die ausschliesslich auf Schweizer Territorium liegen. Daraus entsteht der wasserreichste Strom des Landes. Er heisst gleich wie der kräftigste seiner drei Zubringer: Aare. Der Fluss prägt die umliegende Landschaft seit je so stark, dass sie nach ihm benannt wurde. Der Aargau ist schlicht und einfach das Land der Aare. Mittendrin und doch am Rande: Das ist das Wesen und das Schicksal der Aare. Sie zieht sich wie eine Hauptschlagader fast durch die ganze Schweiz, entwässert dabei knapp die Hälfte der Landesfläche, durchfliesst die Hauptstadt, verbindet deutsches und französisches Sprachgebiet. Doch am Ende ist sie nur einer von vielen Zuträgern eines anderen Flusses, der zwar wesentlich schmalbrüstiger daherkommt, es aber dennoch zustande gebracht hat, seinen Namen durch halb Europa zu tragen.

Ein grosser, wunderbarer Fluss

Im Aargau erblüht die Aare zu Höchstform: Vom Bruggerberg aus sieht man, wie erst die Reuss (rechts), dann die Limmat (links) in sie einmündet. Bild: Severin Nowacki

Gegenüber dem Rhein, ihrem kleinen grossen Bruder aus den Bündner Alpen, wird die üppige Aare oft unter ihrem Wert gehandelt. Im Vergleich mit ihr ist der Rhein nur ein kümmerliches Wasser. Doch weil er ein paar müde Kilometer länger ist, mündet bei Koblenz nicht die zu einem mächtigen Strom angewachsene Aare in den Rhein, vielmehr annektiert der schmächtige Rhein die kraftstrotzende Aare. Es ist eine hydrologische Tragödie und ein Treppenwitz der Geografie: Basel, Köln, Rotterdam, die Lorelei – wenn es mit rechten Dingen zuginge, sollten sie alle eigentlich an der Aare liegen. Einen lebhaften Eindruck von der wahren Grösse dieses wunderbaren Flusses vermittelt das Wasserschloss bei Brugg. Anders als der Name es nahelegt, handelt es sich dabei weder um eine von Wassergräben umgebene Burg noch um ein Kraftwerk. In ihrem Wasserschloss wird vielmehr die Aare selbst zur Herrin: Unmittelbar nacheinander nimmt sie die Gunstbekundungen ihrer Vasallen Reuss und Limmat entgegen. Unterhalb des Fusionsgebiets fliessen im Jahresdurchschnitt mehr als 500 Tonnen Wasser pro Sekunde Richtung Im Aargau erblüht die Aare zu Höchstform: Vom Bruggerberg aus sieht man, wie erst die Reuss (rechts), dann die Limmat (links) in sie einmündet. Koblenz ab – anderthalb Mal so viel wie der Rhein oberhalb der Mündung führt.

Strategisch günstige Lage

Doch just wegen dieser gewaltigen Dimensionen lässt sich der Schauplatz kaum richtig einsehen, jedenfalls nicht aus der Nähe: Im Wasserschloss verdecken an vielen Stellen Bäume die Sicht auf das Wasser, andernorts blockieren Gebäude den Zugang. Den besten Blick auf den Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat geniesst man von einem Aussichtspunkt mit dem treffenden Namen Wasserschlossblick. Er liegt auf dem Bruggerberg und ist im Rahmen einer leichten und angenehmen Wanderung erreichbar, die praktisch das ganze Jahr unternommen werden kann. Der Ausgangspunkt Brugg galt schon zu römischer Zeit als wichtiger Brückenstandort und strategisch bedeutsamer Verkehrsknotenpunkt. Das Wasserschloss war damals ein unwegsames Labyrinth. Auch weiter flussabwärts war es schwierig, die Aare zu überqueren. Bei Brugg hingegen weist das Aarebecken eine kuriose Geometrie auf: An der schmalsten Stelle ist das Flussbett tiefer als breit. Daher bietet es sich naturgemäss als Brückenstandort an...

Die alten Römer und das schöne Leben

Die alten Römer haben die Welt verändert – und im Aargau ihre Spuren hinterlassen. Eine Wanderung von Aarau nach Baden führt durch die Römerrebberge, vorbei an den Überresten des Legionslagers und bis zu den heissen Quellen an der Limmat.

Es begann im Aargau

Was hat es mit Tell und Gessler auf sich? Und wie war das mit der Gründung der Eidgenossenschaft? Auf der Wanderung durchs Freiamt purzeln jahrhundertealte Mythen. Die Geschichte der Schweiz fängt ganz anders an, zum Beispiel im Kloster Muri.

Geschichte, in Stein gehauen

Eine für die Grossen wie die Kleinen attraktive Familienwanderung führt durch die Hügelwälder um das Aargauer Dorf Staffelbach zu den geheimnisvollen Kavernen historischer Sandsteinbrüche; dazu entsteht derzeit ein kleines Museum. Und imposante Findlinge verlocken zum Klettern.

Im Zeichen des Klimawandels

Wie wird sich der Klimawandel auf das Wandern auswirken? Erste Ergebnisse eines Projekts der Schweizer Wanderwege zeigen: Extremereignisse wie Stürme und Murgänge dürften vermehrt Schäden an Wegen hinterlassen. Andererseits könnten verzögerte Wintereinbrüche die Wandersaison verlängern.

Mit viel Schnee leben gelernt

Wenn unten im Tal die ersten Blumen blühen, dann hat im bündnerischen St. Antönien der Winter das Zepter noch fest in der Hand. Und er dominiert das Tal mit gewaltigen Schneemengen. Ein Besuch bei den grössten Lawinenverbauungen der Schweiz und im Weiler Partnun, der zwei- bis dreimal pro Winter von der Welt abgeschnitten ist.

Die grauen Entlein der Ausrüstung

Wandersocken: Jeder hat mit ihnen schon seine Erfahrungen gemacht. Betrachtet man die Herstellerangaben genauer, stösst man denn auch auf erstaunliche Unterschiede – und viele Versprechungen. Was aber macht die gute Socke wirklich aus?