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Wanderreportagen ABO

Viel mehr als ein Dorfladen

Die für den sozialen Zusammenhalt so wichtigen Dorfläden sind in vielen Berggemeinden stark gefährdet. In Ramosch GR haben die Einheimischen ihren Laden erfolgreich vor der Schliessung gerettet und zu einem Begegnungsort gemacht.
05.09.2025 • Text: Patricia Michaud, Bilder: Raja Läubli
Lebensmittelgeschäft, Poststelle und Bistro: Die Butia Ramosch ist alles in einem und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Dorfleben.
Panoramaschleife oberhalb von Ramosch
Ramosch, Plaz • GR

Panoramaschleife oberhalb von Ramosch

Viele Dorfläden kämpfen um ihr Überleben, insbesondere in den Bergregionen. Für die Einwohnerinnen und Einwohner der betroffenen Ortschaften spielen diese Geschäfte eine zentrale Rolle, sorgen sie doch nicht nur für kurze Einkaufswege, sondern fördern auch den sozialen Zusammenhalt. Akut gefährdet war auch der kleine Lebensmittelladen in Ramosch, für den jedoch 2023 eine neue Ära anbrach, dies dank einer engen Zusammenarbeit zwischen der lokalen Bevölkerung und den Gemeindebehörden des Unterengadiner Dorfs auf 1233 Metern. Die Wanderung beginnt gleich gegenüber der Butia Ramosch mit einem relativ steilen Anstieg über 400 Höhenmeter bis nach Vnà. Alternativ dazu fährt auch ein Bus hinauf. So oder so lohnt es sich, nach der Ankunft im kleinen Weiler die alten, mit Sgraffiti verzierten Steinhäuser zu bewundern. Weiter geht es danach auf der Via Engiadina (Route 87 von Wanderland Schweiz) in Richtung Tschlin. Der angenehme Panoramaweg, dem man eine gute Stunde lang folgt, bietet einen prächtigen Ausblick auf die markanten Berggipfel an der Grenze zwischen der Schweiz, Österreich und Italien. Unterwegs laden immer wieder Bänkchen zu einer Pause ein. Die Maiensässe Chant Sura und, etwas später, Chant Dadaint sind wertvolle Zeugen der traditionellen Unterengadiner Landwirtschaft. Beim Punkt 1731 gilt es, die Abzweigung von der Via Engiadina auf den Wanderweg zurück hinunter nach Ramosch nicht zu verpassen. Linker Hand, etwas weiter im Tal, ist das Dorf Tschlin gut sichtbar. Zurück in Ramosch empfiehlt sich, sofern es der Fahrplan des Postautos zulässt, ein Halt in der Butia, zu der auch ein Café gehört. Hier lässt sich ein wohlverdienter Cappuccino geniessen, und wer mag, nimmt als kulinarisches Souvenir eine Nusstorte mit nach Hause.

zum Wandervorschlag

«Der Dorfladen ist die Seele jeder Gemeinde», sagt Wanda Hopman, bevor sie sich plötzlich erhebt. Sie hat auf der Theke einen Fleck entdeckt, den sie umgehend mit einem Lappen beseitigt. Danach setzt sich die Geschäftsführerin der Butia Ramosch wieder an einen der Tische der Kaffeeecke, begrüsst aber zuvor noch auf Romanisch einen etwa 60-jährigen Kunden, der gerade hereingekommen ist. Die gebürtige Niederländerin nippt an ihrem – mittlerweile lauwarmen – Cappuccino und gibt mit einem Augenzwinkern zu: «Obwohl ich jetzt seit über 40 Jahren in der Region lebe, kann ich auf Romanisch nicht mehr, als Höflichkeiten auszutauschen.» Schweizerdeutsch hingegen spricht sie längst perfekt.

An diesem kühlen Freitagnachmittag ist das Bistro der Butia genau der richtige Ort, um sich aufzuwärmen, mit Wänden aus hellem Holz und grossen Fenstern, die freien Blick auf die herbstliche Umgebung gewähren. Ein Sonnenstrahl fällt auf Wandas Gesicht und lässt ihre eisblauen Augen strahlen. Sie lächelt und deutet auf die Gipfel rund um das Dorf auf 1233 Metern: «Zum ersten Mal kam ich als Jugendliche für Ferien ins Unterengadin und fühlte mich hier sofort zu Hause.» Einige Jahre später packte die junge Frau ihre Koffer, zog in die Region und ist seither geblieben.

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