Windwurf als Chance für bessere Lebensbedingungen im Wald

Gantrisch

Windwurf als Chance für bessere Lebensbedingungen im Wald

Der Gäggersteg führt durch eine Sturmwindfläche, die der Orkan Lothar 1999 hinterlassen hat. Mehr als zwei Jahrzehnte nach diesem Sturm wachsen im Gantrischgebiet mehr Laubbäume zwischen den Nadelbäumen als zuvor. 

Der heranwachsende Wald ist vielfältiger als der ursprüngliche einförmige Fichtenwald und wird deshalb zukünftigen Stürmen besser standhalten – etwa weil nicht alle Bäume gleich hoch sind, sie unterschiedlich tief wurzeln und nicht in Reih und Glied wachsen. Solche Wälder bieten zudem eine grössere strukturelle Vielfalt und unterschiedliche Lebensräume für Wildtiere, Insekten, Vögel und Pflanzen.

Natur- und Wetterereignisse

In dieser Artikelreihe bieten wir Ihnen detaillierte Einblicke in die Wetter- und Naturereignisse, deren Spuren Sie auf unseren Wandervorschlägen gefahrlos nachverfolgen können.

Totholz bedeutet Leben

In der Sturmwaldfläche im Naturpark Gantrisch wurde viel Totholz stehen- und liegengelassen. Auch auf anderen Windwurfflächen findet sich mehr Totholz als in unversehrten Wäldern: Baumstrünke, verrottende Äste, umgestürzte oder noch stehende Stämme. Totholz bietet Lebensraum und Nahrung für rund 6000 Wirbeltier-, Insekten-, Pilz- und Pflanzenarten in der Schweiz. Viele von ihnen sind auf totes Holz oder alte Bäume angewiesen, um zu überleben.

Bäume mit borkiger Rinde wie Eichen oder Weiden sind dabei besonders wichtig für Insekten, Buchen und Fichten für Pilze. In dickeren, noch stehenden Bäumen können mehr und größere Vogelarten nisten als in schmaleren. Die Dicke eines Baums beeinflusst das Mikroklima in seinen Höhlen, beispielsweise hinsichtlich des Schutzes vor extremen Temperaturen. Stehende und liegende dicke Totholzstämme bleiben in Trockenzeiten länger feucht und schützen in Rinde oder Hohlräumen versteckte Amphibien und Schnecken vor dem Austrocknen. Für langsam wachsende Moose sind dickere Stämme vorteilhaft, da sie langsamer verrotten und länger als Untergrund dienen.

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Je nach Baumart wird das Holz unterschiedlich schnell abgebaut Holz von Pappeln, Weiden und Birken ist nach etwa 20 Jahren abgebaut, während Buchen- und Kiefernholz rund 50 Jahre und Eichenholz etwa 80 Jahre benötigen. Je langsamer der Abbau, desto nachhaltiger ist er, weil mehr Organismen vom Totholz profitieren können.

Post-Förderpreis für den Gäggersteg

Der Gäggersteg gewann 2020 den Post-Förderpreis. In Rahmen der Partnerschaft zwischen den Schweizer Wanderwegen und der Schweizerischen Post werden jährlich mehrere besonders familienfreundliche Wanderwegprojekte unterstützt, die ohne finanzielle Unterstützung nicht hätten realisiert werden können.

Wandervorschlag

Abwechslungsreicher Höhenweg im Gantrischgebiet
Gurnigel, Berghaus — Zollhaus FR • BE

Abwechslungsreicher Höhenweg im Gantrischgebiet

Diese Wanderung im Naturpark Gantrisch führt durch eine Sturmwindfläche, die der Orkan Lothar im Jahr 1999 hinterlassen hat. Der Wanderweg führt einem Gratrücken entlang mit Aussicht auf beide Seiten: übers Mittelland und Schwarzenburgerland zum Jura im Westen oder im Osten zur Gantrischkette und zu den Berner Viertausendern.
Nach Schwarzenbühl leitet die Route am Südhang des Gäggers über den Gäggersteg. Dieser Holzsteg führt zum Teil mehrere Meter hoch an umgestürzten Bäumen und aufgestellten Wurzeltellern vorbei durch die Sturmwindfläche.
Kurz nach dem verheerenden Sturm herrschte hier ein undurchdringliches Durcheinander von entwurzelten und abgebrochenen Fichten. Inzwischen wachsen wieder kleine Bäume zwischen dem Totholz, und die Sturmfläche ist voller Leben. Infotafeln informieren die Besucher, dass Totholz und «Unordnung» wichtig sind für die Artenvielfalt, denn sie bieten Lebensraum für Insekten, Vögel und Säugetiere. Der heranwachsende Wald besteht aus mehr Laubbäumen. Er ist vielfältiger als der ursprüngliche, einförmige Fichtenwald und wird deshalb zukünftigen Stürmen besser trotzen. Nach der Überschreitung der Pfyffe beginnt der Abstieg hinunter nach Zollhaus. Kurz vor diesem Ort liegt die Grenze zwischen den Kantonen Bern und Freiburg.

Da möchte ich hin

Broschüre

Wetterereignisse waren schon immer Teil der Erdgeschichte, aber der Klimawandel zeigt sich deutlich, etwa beim Schwinden der Gletscher. Durch den Temperaturanstieg tauen zudem Permafrostböden vermehrt auf, wodurch Bergflanken ihren Halt verlieren, was wiederum die Wanderwege beeinflusst.

In unserer Herbstbroschüre lesen Sie, welchen Herausforderungen sich die Verantwortlichen in Zukunft stellen müssen. Ebenso haben wir in der Broschüre zehn Wandervorschläge zusammengestellt, auf denen Sie Naturereignisse der Vergangenheit gefahrlos erleben können.  Die Broschüre können Sie hier bestellen.

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Berner Oberland Wandervorschlag Wetter Sicherheit Wald Wanderwegförderung

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