Instabile Hänge durch schwindendes Gletschereis

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Instabile Hänge durch schwindendes Gletschereis

Der Untere Grindelwaldgletscher war einer der grössten Gletscher der Schweiz. Noch im 20. Jahrhundert war sein Zungenende mit 1090 Metern das tiefst gelegene aller Alpengletscher. Mit seinem Rückzug schmolz das Gletschereis, welches zuvor die Seitenhänge aus Moränenmaterial stabilisierte. Ohne den Eisdruck wurde der Moränenhang unterhalb der Stieregghütte instabil.  

Natur- und Wetterereignisse

In dieser Artikelreihe bieten wir Ihnen detaillierte Einblicke in die Wetter- und Naturereignisse, deren Spuren Sie auf unseren Wandervorschlägen gefahrlos nachverfolgen können.

Ende Mai 2005 rutschte ein grosser Teil davon ab. In nur etwas mehr als einem Monat wanderte die Abrisskante stetig höher und näherte sich der Hütte, die aus Sicherheitsgründen vorsorglich geräumt wurde. Nur wenige Tage nach der Räumung löste sich so viel Moränenmaterial, dass die Stieregghütte direkt an der Abrisskante stand. Anfang Juni wurde sie von der Grindelwalder Feuerwehr kontrolliert abgebrannt, um einen Absturz in die Tiefe zu vermeiden. In nur etwas mehr als einem Monat rutschten 300 000 Kubikmeter Moränenmaterial ab.

Veränderte Landschaft

Als Ersatz für die Stieregghütte wurde weiter oben am Hang und auf solidem Fels die Bäregghütte gebaut. Nur wenige Schritte von diesem beliebten Ausflugsrestaurant entfernt, ist im Herbst 2022 beim Blick in die Tiefe nur noch eine Ecke des früheren Fundaments der Stieregghütte erkennbar, der Rest ist wegerodiert. Auch der frühere Weg zur Schreckhornhütte existiert nicht mehr und verläuft jetzt weiter oben. Heute ist es kaum vorstellbar, dass das gesamte Becken, das man von der Bäregg aus sieht, noch im 19. Jahrhundert vom Gletschereis bedeckt war. Der Gletscher war so flach und spaltenarm, dass man das Vieh über das Eis zur anderen Seite auf die Weiden von Kalli und Zäsenberg treiben konnte. Schon im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts lag der Gletscher 150 Meter tiefer und wurde von steilen Moränenhängen flankiert. Diese Moränenhänge brechen heute ab, und die einstige Gletscherlandschaft verändert sich bis heute stetig. 

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Naturgefahrenportal des Bundes

Naturgefahrenportal des Bundes: Das Portal zeigt die aktuelle Naturgefahrensituation in der Schweiz. Auf einer übersichtlichen Karte werden die momentane Lage sowie Warnungen  zu sämtlichen Naturgefahren, wie Wetterextreme, Überschwemmungen und Rutschungen, Erdbeben, Lawinen oder Waldbrandgefahr dargestellt.

Wandervorschlag

Zur Loge über dem Unteren Grindelwaldgletscher
Pfingstegg • BE

Zur Loge über dem Unteren Grindelwaldgletscher

Im Jahr 2005 löste sich unterhalb der Stieregghütte in Grindelwald eine Moräne. Ein grosser Teil der Alpterrasse rutschte auf den Unteren Grindelwaldgletscher ab, und das Berggasthaus, das nun unmittelbar an der Geländekante stand, musste aufgegeben werden. Weil die stützenden Eismassen weggeschmolzen sind und der Permafrost auftaut, verlieren die steilen Bergflanken ihren Halt, und ganze Geländepakete rutschen ab. Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass dieses ausgehobelte Tal bis vor wenigen Jahrzehnten noch mit Gletschereis gefüllt war.
Bei der Pfingstegg, wo die Wanderung startet, ist noch nichts von diesem Drama zu sehen. Mit jeder Wegbiegung wird der Blick zu den mächtigen Fiescherhörnern eindrücklicher. Etwa auf 1600 Metern folgt der Weg einer neuen Route, die nach den Ereignissen von 2005 angelegt wurde. Früher ging es mehr oder weniger flach weiter zur Stieregghütte, nun steigt der Pfad zum neu gebauten Berghaus Bäregg auf, das auf stabilem Felsuntergrund steht. Die einladende Sonnenterrasse ermöglicht einen Blick hinunter zum Hangabriss. Wer genau hinschaut, entdeckt noch Reste der Grundmauern der Stieregghütte an der Abrisskante. Das leckere Verpflegungsangebot der «Bäregg» und die Aussicht laden vor dem Abstieg zum Einkehren ein.

Da möchte ich hin

Broschüre

Wetterereignisse waren schon immer Teil der Erdgeschichte, aber der Klimawandel zeigt sich deutlich, etwa beim Schwinden der Gletscher. Durch den Temperaturanstieg tauen zudem Permafrostböden vermehrt auf, wodurch Bergflanken ihren Halt verlieren, was wiederum die Wanderwege beeinflusst.

In unserer Herbstbroschüre lesen Sie, welchen Herausforderungen sich die Verantwortlichen in Zukunft stellen müssen. Ebenso haben wir in der Broschüre zehn Wandervorschläge zusammengestellt, auf denen Sie Naturereignisse der Vergangenheit gefahrlos erleben können.  Die Broschüre können Sie hier bestellen.

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Berner Oberland Wandervorschlag Wetter Sicherheit Herbst

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