Löcher noch und nöcher

Ausgabe 3/2020

Inhaltsübersicht

  • Wundersame Löcher im Eis
  • Zu den Löchern, wo der Teufel wohnt
  • Wandern mit Tunnelblick
  • Währschaftes aus der Alpküche
  • Ausgezeichnete Qualität im Wegbau

LÖCHER NOCH UND NÖCHER: Die Natur ist voller Löcher – sie sind formidable Wanderziele: glasklare Seelein auf dem Gornergletscher VS, das Gletschertor im Lötschental VS, die Karstfelder beim Fikenloch OW und auf der Lapis de Zanfleuron VS, die Tunnel zum Märjelensee VS oder in Bremgarten BE, die Dolinen nahe Le Noirmont JU und die Quelllöcher bei L’Isle VD. KLEINE WEGE, GROSSE TATEN: Die Gewinner des Prix Rando und des Post-Förderpreises sind kleine Projekte, die durch ihre Liebe zu den Wandernden glänzen. JETZT VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN! Lange genug haben wir Wandernde unkritisch umweltschädliche Funktionskleider gekauft. Zeit, uns Gedanken zur Nachhaltigkeit zu machen: Welche Jacke kaufen wir mit gutem Gewissen?

Wundersame Löcher im Eis

Strahlend weisses Eis, linsenförmige, mit Wasser gefüllte Löcher und kleine Seen, dann wieder im Eis mäandrierende, filigrane Bäche: Die Strukturen im Gornergletscher VS geben eiskalte Rätsel auf. Und im Lötschental VS erleben Wandernde ein imposantes Gletschertor hautnah.

Auf dem Gornergletscher fliesst das Oberflächenwasser nicht ab, sondern sammelt sich zu Seen und zu kleinen Flüssen, die über den Gletscher mäandrieren. Bild: Andreas Wipf

Nichts währt ewig. Auch nicht das ewige Eis. Oder doch? Am Colle Gnifetti, einem Plateau auf 4455 Meter ü. M., sind die Temperaturen derart tief, dass das Eis kaum fliesst und kaum schmilzt. Wo doch überall sonst die Welt der Gletscher im Wandel ist! Die Gletscher schmelzen und ziehen sich zurück. Mit den seit mehr als 150 Jahren steigenden Temperaturen sogar rasant. Auf dem Gornergrat aber, da beeindrucken sie. Nach wie vor. Eine Arena von rund 100 Quadratkilometern Fels, Eis und Schnee liegen einem hier zu Füssen, weit grösser als der Zürichsee. Die Hälfte der Fläche nimmt der Gornergletscher ein. Er ist ein veritables Gletschersystem mit vielen Zubringern. Sein mächtigster Arm ist der Grenzgletscher, der an eben jenem Colle Gnifetti seinen Anfang nimmt und hier erwähnt werden muss. Denn er ist Ursprung der Löcher, die man auf der flachen Zunge im unteren Teil des Gornergletschers sehen kann.

Strukturen im Eis

Andreas Wipf dokumentiert die Veränderungen der Gletscher fotografisch. Bild: Elsbeth Flüeler

Es sind filigrane Strukturen: Seen wie blaue Augen, die Wissenschaft nennt sie «Schmelzwasserpfannen» oder «Entonnoirs ». Und Mäander, die wie finstere Tatzelwürmer in engen Schlaufen über das Eis kriechen. Sie sind der Anlass für diese Wanderung, die von der Station Rotenboden der Gornergratbahn zum Gornergletscher führt. Vom Bergwanderweg aus kann man sie erkennen. Jedoch nur von Weitem. Wer sie von nahe sehen will, muss alpinistisch ausgerüstet sein.

WANDERN.CH hat sich darum auf die Suche nach einem Experten gemacht, der die Löcher und Mäander auf dem Gornergletscher aus der Nähe erklären kann. Und ist schnell bei Andreas Wipf fündig geworden. Er arbeitet bei den Schweizer Wanderwegen als Geograf und sorgt in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landestopografie Swisstopo und den Kantonen dafür, dass alle Wanderwege auf den Karten eingetragen sind und dass sie auch mit den Karten von Schweizmobil übereinstimmen.

Das ist sein Beruf. Seine Passion aber sind die Berge, insbesondere die Gletscher, und die Panoramafotografie. Seit mehr als 30 Jahren dokumentiert er die Entwicklung der Gletscher in Bildern. Die Welt der Gletscher nennt er seine Heimat. Dies, nachdem er mehrere Bergsommer zuoberst im Hinteren Lauterbrunnental verbracht hat, um die Schwankungen der Gletscher in den letzten rund 10 000 Jahren zu rekonstruieren und deren aktuelle Entwicklung zu verfolgen. Seither ist er so oft wie möglich mit dem Fotoapparat zu Gletschern unterwegs und hat sie auch zum Thema von zwei Wanderbüchern gemacht. Für diese Reportage ist Andreas Wipf eigens auf den Gornergletscher gestiegen und hat ihn bis zum Zungenende abgelaufen, an den «Gletscherlöchern» vorbei. Die Bilder, die er zurückgebracht hat, verblüffen durch ihre Ästhetik. Die scheinbaren Perlen im Eis sind Seen, mit sich dahinter mächtig aufbäumenden Wänden aus strahlend weissem Eis, an deren Grund sich Sand von den umliegenden Felsen und Moränen angesammelt hat.

Zu den Löchern, wo der Teufel wohnt

Nackter Fels, graue Einöde, zerfurcht von Spalten und Rissen. Dazwischen gähnen Löcher – Einstiege in eine geheimnisvolle Unterwelt. Der Karst birgt Rätselhaftes. Seine Vielfalt überrascht. Zwei Wanderungen zu höllisch schönen Karstgebieten um die Melchsee-Frutt OW und auf der Lapis de Zanfleuron VS.

Wandern mit Tunnelblick

Tunnels sind dunkel, kühl und feucht, oft spärlich beleuchtet – keine Gründe, um ihretwegen eine Wanderung zu machen. Sie bieten aber Gelegenheit, um innezuhalten. Oder zu spielen. Der Tälligratstollen VS und ein kurzer Tunnel in Bremgarten BE bieten sich an für zwei aussergewöhnliche Familienwanderungen.

Währschaftes aus der Alpküche

Alljährlich im Frühsommer treibt die Familie Furrer eine stattliche Kuhherde von Altdorf UR über die Axenstrasse nach Sisikon. Dann geht es auf die Alp Spilau auf 1900 Höhenmeter. Dort stellen die Furrers Käse her und bewirten Gäste in der Alpwirtschaft.

Ausgezeichnete Qualität im Wegbau

Zum siebten Mal vergeben die Schweizer Wanderwege den mit 30 000 Franken dotierten Prix Rando, den Anerkennungspreis für guten Wegebau. Welche Projekte werden prämiert, und wodurch zeichnen sie sich aus?