Zeitreise im Neuenburger Jura

Ausgabe 1/2018

Inhaltsübersicht

  • Verborgene Wege zur Wolfshöhle
  • Ein Moor von Wollgras
  • Feuertaufe an der Peripherie
  • Wo Räuber ihr Unwesen trieben
  • Im Schnee des Frühlings
  • Warum im Frühling der Winter rutscht

Bald ist der Frühling da – der Neuenburger Jura lockt! Meist mit sanften Hügeln, aber auch mal rauen, steilen Felswänden bietet er eine abwechslungsreiche Kulisse für den Start in die Wandersaison – und für historische Überraschungen. Vier Expeditionen ins Val-de-Travers, ins Vallée des Ponts, nach Les Verrières und Les Brenets.

Verborgene Wege zur Wolfshöhle

Ob im Corridor au Loup wohl einst ein Wolf seines Weges zog? Eine Familien- wanderung im Val-de-Travers führt jedenfalls durch den langen Korridor im Fels. Und über verschlungene Waldwege und mittelalterliche Karrgeleise. Ein Ausflug in die Urzeit und ins Mittelalter – und bis zum Ursprung der Asphaltstrassen von heute.

Steinig ist der Weg im Wald vor La Roche. Kurz darauf ist er wieder von viel Gras überwachsen. Für den, der sich nicht achtet, ist es nur ein Weg. «Da schau!», sagt Henri Cosandey und beginnt eifrig, mit dem Absatz des Schuhs Erdreich, Gras und Steine wegzuschaben. Nur wenige Minuten später hat der passionierte Wanderer und Präsident von Neuchâtel Rando eine Rinne im Fels freigelegt. Etwa zehn Zentimeter ist sie breit und wenige Meter lang. Dann beginnt Cosandey ungefähr einen Meter weiter drüben zu graben. Auch hier kommt eine Rinne zum Vorschein: Es ist eine sogenannte Geleisestrasse, die Cosandey bereits vor etwa fünf Jahren entdeckt hat. «Ich war ganz begeistert, wanderte zurück zum Auto und holte einen Scheibenkratzer. Damit begann ich behelfsmässig zu graben», erinnert er sich. Die Fahrrinnen für Fuhrwerke wurden vor langer Zeit in den Fels eingehauen. Kinder können sie auf einer Familienwanderung ohne viel Aufwand selber freilegen, sie müssen nur wissen, wo die Suche beginnt. Spannende Forschung im Feld also.

Auf dem Wanderweg zwischen Le Chablais und La Roche können Eltern ihren kleinen Wanderern atmosphärisch erzählen, wie die Pferde damals ihre schweren Fuhrwerke gezogen haben müssen. Die Rillen halfen, dass die Gefährte in den abschüssigen Passagen nicht wegrutschten. Dies insbesondere bei der Talfahrt, wenn die Fuhrleute die Räder der Karren blockierten – damals gab es noch keine mechanischen Bremsen. So erreichten die Korn- und Mehllieferungen der alten Mühle bei La Roche sicher ihr Ziel. Cosandey zeigt ein altes Schwarzweissbild von der Mühle von 1960: Darauf stürzen die Wassermassen des Flusses Le Sucre neben dem Gebäude vorbei in die Tiefe. Die Mühle ist heute ein privates Wohnhaus, vom Fluss ist wenig übriggeblieben. «Ich vermute, dass die Betreiber der Mühle die Karrgeleise haben anlegen lassen», sagt Cosandey.

Guy Schneider kann Cosandeys Vermutung bestätigen – theoretisch zwar nur, denn von Cosandeys Fund im Val-de-Travers hört er zum ersten Mal. Schneider beschäftigt sich schon seit 30 Jahren mit Geleisestrassen und hat 2002 eine Studie darüber verfasst. Er konnte nachweisen, dass diese früher von Hand angelegt wurden. Lange Zeit hatten viele Forscher die Theorie vertreten, dass die Rillen durch das stete Befahren in den Fels geschliffen worden sind. Im Aufstieg von Vuiteboeuf nach Ste-Croix haben Schneider und seine Mitarbeiter auf freigelegten Flächen Hufeisen und Münzen gefunden. Diese haben Spezialisten ausgewertet. Sie kamen zum Schluss, dass der Verkehr auf den dortigen Geleisestrassen im 13. oder 14. Jahrhundert begonnen haben muss...

Ein Moor von Wollgras

Wer das Marais Rouge besucht, wird rasch in dessen Bann gezogen: Die Torfmoore des Vallée des Ponts im Neuenburger Jura sind ebenso wunderschön wie geheimnisvoll und bergen viele Geschichten. Doch die Moore sind gefährdet, auch wenn hier schon lange kein Torf mehr gestochen wird.

Feuertaufe an der Peripherie

In internationalen Konflikten zu schlichten und zu helfen: Das ist der Kern der weltweit geschätzten und geachteten humanitären Tradition der Schweiz. Den Grundstein dafür bildete vor rund 150 Jahren die Gründung des Roten Kreuzes. Ihre eigentliche Geburtsstunde erlebte die Bewegung im Neuenburger Jura, bei Les Verrières.

Wo Räuber ihr Unwesen trieben

Im Jurabogen gibt es mehrere Falschmünzerhöhlen, zwei davon oberhalb von Les Brenets. Auch wenn sie wohl nicht alle einst von Geldfälschern und anderen Räubern genutzt wurden, so versetzen sie ihre Besucher doch zurück ins Mittelalter, eines der goldenen Zeitalter der Falschmünzerei.

Im Schnee des Frühlings

Kalt und warm, kühl und heiss, Licht und Schatten: Nichts ist vorhersehbar – vor allem dann nicht, wenn man es plant. Von einer Schneeschuhtour auf der Belalp, auf der Suche nach dem späten Winter.

Warum im Frühling der Winter rutscht

Blühen im Frühling die ersten Blumen unten im Tal, so herrscht oben in den Bergen noch immer Winter – und Lawinengefahr. Das Lawinenbulletin hilft Wintersportlern, sich vor der weissen Gefahr zu schützen. Ein Blick ins WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos, wo das Bulletin entsteht. Tag für Tag zwei Mal.