Gut vorbereitet bis ganz nach oben
Das Erreichen eines Gipfels ist für geübte Kinder der Höhepunkt des Wanderjahres. Doch einfach ist das nicht. Wir zeigen, was funktioniert und was nicht. Und warum eine Gipfelbesteigung nichts Spontanes ist.
Wandern trainieren

Hinter einer erfolgreichen Gipfelbesteigung mit Familie steckt eine längerfristige Planung. Und Training. Wandern ist zwar unbestritten ein Volkssport. Das heisst aber nicht, dass die Königsdisziplin, das Berg- oder gar Alpinwandern, ohne Können und Training für jedes Kind zu schaffen ist. Warum gehen manche Eltern davon aus, dass ihr Kind eine Bergwanderung ohne Probleme und mit Freude schafft, ohne dass es darauf vorbereitet worden ist? Gehen dieselben Eltern auch davon aus, dass ihr Kind im Fussball oder Kunstturnen ohne Training gleich an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen kann und gar gewinnt?
Auch beim Wandern wird man immer sicherer und ausdauernder, je öfter man es tut. Das gilt für Kinder wie auch für Eltern, beide werden erfahrener und wissen immer genauer, was sie sich und anderen zutrauen können und wo ihre Grenzen liegen. Die Kinder lernen, dass die Wege je nach Wetter unterschiedlich anspruchsvoll sind: Regen oder Tau lassen den Untergrund rutschig werden. Sie merken, dass die Wanderung auf dem Gipfel nicht fertig ist, dass der Abstieg nochmals volle Aufmerksamkeit und viel Energie fordert. Eltern stellen fest, ob ihre Kinder schwindelfrei sind oder nicht. Und sie lernen, wie zu reagieren, wenn den Kindern schwindlig ist am Berg oder sie Angst haben. Und vielleicht machen sich die Eltern Gedanken, wie sie reagieren würden, wenn sie selbst plötzlich Angst hätten.
Misserfolge gehören dazu
Es gilt also, die Kinder nicht zu überfordern – und auch sich selbst nicht. Und Geduld zu haben. Also: mit kurzen, anspruchslosen Wanderungen beginnen und dann nach und nach schwierigere Wanderungen planen und durchführen. Und eine Wanderung auch mal nur mit einem Kind unternehmen, um es besser betreuen zu können. Dieses Heranführen ans Bergwandern darf auch länger als eine Saison dauern. Und Misserfolge sind erlaubt: Man soll sich nicht schämen für eine abgebrochene Wanderung, weil die Tagesform des Nachwuchses einfach nicht gut oder Papas Planung zu optimistisch war. Auch spontan auf eine einfachere Alternativroute zu wechseln, ist erlaubt – im Idealfall hat man diese schon im Voraus geplant.
Je älter die Kinder sind, desto mehr dürfen Eltern auch Anforderungen stellen und ihnen Verantwortung übertragen. Um sie dann körperlich und mental auf eine lange Wanderung oder einen Gipfel hinzuführen. Anstelle eines Gipfels kann auch ein weiss-blau-weisser Alpinwanderweg attraktiv sein. Ein solcher ist aber meistens deutlich anspruchsvoller als ein Bergwanderweg. Alpinwanderwege können auch über Schneefelder, Gletscher oder Geröllhalden führen und kurze Kletterstellen beinhalten. Teilweise sind sie weglos. Ich empfehle deshalb, solche Wege unbedingt vorher zu rekognoszieren.
Kindertaugliche Gipfel

Doch welcher Gipfel eignet sich am besten für Kinder? Zum Beispiel der Vilan in der Bündner Herrschaft passt gut für geübte Kinder: Mit der Älplibahn Malans überwindet man leicht einen grossen Teil der Höhenmeter. Dann sind es nur noch eindreiviertel Stunden bis auf den Gipfel, was für geübte, trittsichere Kinder ab etwa acht Jahren gut machbar ist. Der Alpinwanderweg ist fordernd, aber nicht überfordernd. Und der Gipfel ist nicht zu ausgesetzt: Die Familie kann oben den Moment geniessen, ohne Angst zu haben, dass ein Kind runterfällt, wenn es herumläuft.
Zusammen mit den kantonalen Wanderweg-Organisationen haben wir eine Liste mit Gipfeln erstellt.
Sie dient als Inspiration für Familienwanderungen. Bitte schaut die Bergwanderungen gut an und überlegt, ob ihr diese euch und euren Kindern zutraut. Denn am Ende seid ihr als Eltern selbst verantwortlich, dass niemand überfordert ist.
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